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GMS Medizin – Bibliothek – Information

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

1865-066X


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Case Report
Leuchtturmprojekte

[Video-based introduction to library services for medical students]

 Sabine Hoyer 1
Timo Dicke 2
Oliver Eberlen 3
Nina Oehler 2
Lea Sophie Waigand 4
Stefanus Schweizer 1

1 Johannes Gutenberg Universität Mainz, Universitätsbibliothek, Bereichsbibliothek Universitätsmedizin, Mainz, Deutschland
2 Johannes Gutenberg Universität Mainz, Universitätsbibliothek, Zentrum für Audiovisuelle Produktion, Mainz, Deutschland
3 Johannes Gutenberg Universität Mainz, Universitätsbibliothek, Stabsstelle Marketing und User Experience, Mainz, Deutschland
4 Johannes Gutenberg Universität Mainz, Universitätsbibliothek, Akquisition und Metadatenmanagement, Mainz, Deutschland

Abstract

At the beginning of their studies, medical students face the challenge of navigating a new learning environment and making effective use of diverse information resources. To support this process, the Medical Branch Library of Mainz University Medical Center developed a video-based introduction that presents key services, learning spaces, and digital resources in a concise and engaging way. The project was realized in cooperation with the Center for Audiovisual Production.

Two videos address the specific needs of students in the preclinical and clinical study phases, featuring English subtitles and combining real footage, animations, and interviews. They are used in orientation sessions, on the library website, and in Moodle modules. Beyond their informational purpose, the videos enhance the library’s visibility and image as a modern learning environment and demonstrate how multimedia formats can expand the educational role of academic libraries.


Keywords

library, orientation, video, visibility, multimedia, digital information resources

Einleitung

Die Erstorientierung im Medizinstudium erfordert von Studienanfänger:innen ein hohes Maß an Selbstorganisation und den kompetenten Umgang mit wissenschaftlicher Literatur. Gleichzeitig stellt die Bibliothek einen zentralen Ort für Information, Lernen und Austausch dar – eine Schnittstelle zwischen Studium, Forschung und klinischer Praxis. Dennoch zeigt die Erfahrung, dass viele Studierende die Bibliotheksangebote zu Studienbeginn nur unzureichend kennen. Deshalb entstand an der Bereichsbibliothek Universitätsmedizin Mainz die Idee, eine videobasierte Einführung zu entwickeln, die Studierenden der Human- und Zahnmedizin einen niederschwelligen und zugleich ansprechenden Zugang zu den Bibliotheksservices bietet. Das Projekt wurde im Rahmen des AGMB-Wettbewerbs 2025 „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ eingereicht und gewann den zweiten Platz.

Projektidee und Zielsetzung

Ziel des Projekts war es, zentrale Angebote, Serviceleistungen und Lernorte der Bibliothek multimedial zu vermitteln. Die Videos sollten dabei nicht nur informieren, sondern auch das Image der Bibliothek als modernen Lern- und Begegnungsort stärken.

Bei der Konzeption des Projekts standen mehrere inhaltliche und didaktische Leitgedanken im Mittelpunkt. Zunächst sollte eine niedrigschwellige Einführung geschaffen werden, die Studierende bereits zu Beginn ihres Medizinstudiums abholt und ihnen den Einstieg in die Nutzung der Bibliothek erleichtert. Die Erstsemester stehen vor der Herausforderung, sich in einer neuen Lernumgebung zurechtzufinden – hier setzt das Videoprojekt mit einer klar strukturierten, verständlichen und visuell ansprechenden Darstellung an.

Ebenso wichtig war eine didaktisch sinnvolle Gliederung der Inhalte entlang des Studienverlaufs. Durch die Aufteilung in zwei Videos konnten die spezifischen Informationsbedürfnisse der unterschiedlichen Studienabschnitte gezielt berücksichtigt werden.

Ein weiterer zentraler Aspekt war die internationale Ausrichtung. Die Studierenden der Universitätsmedizin Mainz kommen zunehmend aus unterschiedlichen Ländern, wodurch die Bereitstellung von englischen Untertiteln einen wichtigen Beitrag zur Verständlichkeit und Zugänglichkeit leistet (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Abbildung 1: Englische Untertitel

Darüber hinaus wurde das Thema Barrierefreiheit mitgedacht. Die Videos sind so gestaltet, dass sie unabhängig von individuellen Lernvoraussetzungen, Sprachkenntnissen oder technischen Hürden genutzt werden können. Durch Untertitelung, klare Visualisierung und eine ruhige, gut verständliche Sprache werden verschiedene Lernbedürfnisse berücksichtigt.

Schließlich spielte auch die Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle. Das Projekt wurde so konzipiert, dass die entstandenen Materialien offen zugänglich sind und von anderen Bibliotheken nachgenutzt oder angepasst werden können. Dadurch entsteht ein Mehrwert über den lokalen Einsatz hinaus – im Sinne einer kooperativen und ressourcenschonenden Weiterentwicklung digitaler Lern- und Informationsangebote an Medizinbibliotheken.

Rahmenbedingungen UB – Pilotprojekt Educational Resources der Universitätsbibliothek Mainz

Im Jahr 2021 und 2022 wurde an Universitätsbibliothek (UB) das Pilotprojekt Educational Resources durchgeführt, um das Bewegtbild-Angebot der UB zu professionalisieren, in Design und Wording anzupassen sowie thematisch auszuweiten. Die davor produzierten Videos – z.B. Imagevideos oder Tutorials – waren in ihrer Anmutung und Qualität sehr different und nicht als einheitliches Angebot der UB zu erkennen.

Beteiligt haben sich Expert:innen aus den Bereichen Bibliothek/Informationskompetenz, der Stabsstelle Marketing und User Experience sowie – für Bibliotheken vielleicht nicht selbstverständlich – dem ebenfalls der UB zugehörigen Zentrum für Audiovisuelle Produktion (ZAP). Hauptziele waren, verschiedene Ansprüche und Vorstellungen zusammenzuführen, Piloten für Imagevideos und Tutorials zu entwickeln sowie Vorlagen und Tools für die Nachnutzung zur Verfügung zu stellen. Der Prozess war sehr intensiv, weil die beteiligten Personen und Professionen anfangs sehr unterschiedliche Vorstellungen hatten, so wollten zum Beispiel die Bibliothekar:innen möglichst viele Details zur Bibliotheksnutzung unterbringen, was aber der gebotenen Kürze und Dichte der Videos zuwiderlief. Am Ende konnten sich die Beteiligten auf professionelle Standards einigen und die Pilot-Videos präsentieren, eine aktualisierte Version findet sich unter https://www.ub.uni-mainz.de/de/kurs/ersti-tipps/16535. Nachnutzende können seitdem auf Vorlagen für Konzeption, Storyboard, Drehplan, Musikbeispiele usw. zurückgreifen. Für das Videoschnittprogramm Camtasia wurde eine Bibliothek mit leicht nutzbaren Elementen entwickelt: Intro, Outro, CallOuts usw.

Die Videoproduktion

Die Planung und Umsetzung des Videos erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Audiovisuelle Produktion (ZAP) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die Kooperation ermöglichte einen Prozess, der die Inhalte und Ziele der Bereichsbibliothek Universitätsmedizin mit den Kompetenzen der Fachleute aus Kommunikation und Medienproduktion innerhalb der Bibliothek verschränkte.

Im ersten Schritt legte das Team das zentrale Kommunikationsziel für die Videos fest und stellte Inhalte und konzeptionelle Ideen zusammen. Unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der gewählten Zielgruppen wurden anschließend Dramaturgie und Bildsprache entwickelt. Alle zu vermittelnden Inhalte wurden konsequent aus der Sicht der Studierenden heraus gedacht und auf Basis der Erfahrungen von Mitarbeitenden an den Informations-Theken ausgewählt und priorisiert. Auf diese Weise konnten die wesentlichen Botschaften adressatengerecht und kompakt für die videografische Form geplant werden.

Der Video-Einstieg ist auf der bildlichen Ebene zunächst grafisch gestaltet. Eine der Herausforderungen war es, mehrere Bibliotheksstandorte über zwei Campi verteilt zu visualisieren. Die Lösung bot eine 2D-Animation des Campusplanes, die neben Gebäuden auch relevante Dienste und Lern-Orte via Orts-Markierungen differenziert darstellt (Abbildung 2 [Abb. 2]). Sie dient im Video als Orientierungshilfe, insbesondere zwischen dem Universitäts-Campus und dem Medizin-Campus.

Abbildung 2: Animierter Lageplan der Bibliotheken auf den Campi

Im Inhaltsteil wird eine Medizinstudierende als Protagonistin von der Kamera begleitet, wie sie die Bibliotheksräume und -services erlebt. Dies soll die Studierenden „mitnehmen“ und eine Möglichkeit zur Identifikation bieten. In beiden Videos betritt die Protagonistin das relevante Gebäude, woraufhin sukzessive die Nutzungsszenarien und Dienste der Bibliothek szenisch dargestellt werden. Die sprachliche Ebene des Inhaltsteiles ist weitestgehend als Voice-Over realisiert, was eine kompakte Inhaltsführung ermöglichte. Den Schluss des Videos bildet eine didaktisch motivierte Wiederholung dreier zentraler Fakten, um die zuvor vermittelten Inhalte zu festigen.

Nach der inhaltlichen Planung begann die Produktion. Es wurden zwei Drehtage angesetzt – jeweils einer pro Drehort. Zunächst erfolgte eine Besichtigung der Räumlichkeiten, um die Drehreihenfolge an den lokalen Betriebsablauf und die Lichtverhältnisse im Tagesverlauf anzupassen. Hierbei erwies sich die Vorbereitung und Unterstützung durch die KollegInnen der Bereichsbibliothek vor Ort als besonders wertvoll. Dann folgten die Dreharbeiten selbst. Die schauspielende Kollegin, eine Dual-Studierende, empfand die Rolle als eine anspruchsvolle und zugleich bereichernde Aufgabe. Sie sagt, die präzise Planung sowie die klaren Regieanweisungen der Kolleg:innen des ZAP hätten sich für sie als sehr hilfreich erwiesen. Durch klares und konstruktives Feedback konnten Änderungen rasch umgesetzt werden.

Abschließend gehörte zur Produktion auch die Sprachaufnahme für das Voice-Over, die im Ton-Studio des ZAP durchgeführt wurde. In der Postproduktion wurden alle visuellen und auditiven Elemente des Videos zusammengefügt und mit Musik unterlegt. Der Rohschnitt und der finale Schnitt wurden durch das Team aus den Fachleuten der Bereichsbibliothek und Bibliotheks-Kommunikation begutachtet, angepasst und dann abgenommen.

Die Videos im Überblick

Das erste Video ist für den vorklinischen Abschnitt des Medizin- und Zahnmedizinstudiums am Campus der Universität gedacht und vermittelt einen Überblick über die Bibliotheken sowie grundlegende Nutzungshinweise und Serviceangebote (Abbildung 3 [Abb. 3]): https://www.ub.uni-mainz.de/de/kurs/vorklinik/16568

Abbildung 3: Lehrbuchsammlung im Video vorklinischer Studienabschnitt

Es visualisiert die Lage der einzelnen Standorte anhand der grafischen Darstellung und stellt zentrale Serviceangebote vor. Dazu zählen insbesondere Arbeitsplätze, Lehrbücher, elektronische Ressourcen sowie spezielle Angebote wie die Ausleihe von Anatomie-Modellen. Ein besonderes Highlight des Videos ist ein Interview mit einer Medizinstudentin, die anschaulich berichtet, wie ihr die Bibliothek und deren Medien während des Vorklinikstudiums geholfen haben.

Nach Bestehen des ersten Staatsexamens wechseln die Studierenden auf den Campus der Universitätsmedizin. Im zweiten Video, das für den klinischen Abschnitt des Medizin- und Zahnmedizinstudiums entwickelt wurde (Abbildung 4 [Abb. 4]), werden die Bibliotheken an diesem Campus vorgestellt: https://www.ub.uni-mainz.de/de/kurs/klinik-und-zahnklinik/16569

Abbildung 4: Lernsituation im Video klinischer Studienabschnitt

Es zeigt die Räumlichkeiten der Bereichsbibliothek Universitätsmedizin, stellt ausleihbare Medien sowie die elektronischen Ressourcen vor und gibt Einblicke in das Schulungsangebot, beispielsweise zu PubMed oder zur Literaturverwaltung. Ebenso vermittelt das Video vertiefte Recherchemöglichkeiten und fachspezifische Ressourcen. Ein zentrales Highlight dieses Videos ist ein Interview mit einer Bibliotheksmitarbeiterin, die das Angebot der iPad-Ausleihe vorstellt und dessen Nutzen für das klinische Studium erläutert.

Zusätzlich wurden die beiden Einzel-Videos zu einem Gesamtvideo kombiniert, welches zeigt, wie die Bibliotheken mittels Informationsangeboten und Services das gesamte Medizinstudium unterstützen: https://video.uni-mainz.de/Panopto/Pages/Viewer.aspx?id=bec21a6d- abd2-4b51-9ca2-b2f200cbeba4

Einbindung auf der Website und Einsatz der Videos in Einführungsveranstaltungen

Entscheidend für die Veröffentlichung der Videos ist, dass die Inhalte zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und in der passenden Form bereitgestellt werden – dort, wo sich die Adressat:innen tatsächlich aufhalten, sei es vor Ort oder im digitalen Raum. Ein undifferenziertes „One-fits-all“-Vorgehen für solche Inhalte wäre auch ein No-Go für Universitätsbibliotheken, die Informationskompetenz als eine ihrer Kernkompetenzen ansehen.

Ebenso wesentlich ist, die Zielgruppen in den Momenten zu erreichen, in denen das Informationsangebot den größten Mehrwert bietet. Denn die Videos sind nicht zweckfreie Information, sondern haben die Aufgabe, Nutzende zu einer bestimmten Handlung zu bewegen. Daher wurden die Videos an Positionen auf der Website platziert, die typischen Nutzungssituationen im Student Lifecycle entsprechen. Sie erscheinen zum einen auf der nach dem Schlagwort „Unimedizin“ filterbaren Tutorial-Übersichtsseite https://www.ub.uni-mainz.de/de/tutorials, die insbesondere von Studierenden aufgerufen wird, die gezielt nach fachbezogenen Informationen suchen. Zum anderen sind sie prominent und in kombinierter Form auf der thematischen Landingpage „Im Fokus: Medizin und Zahnmedizin“ https://www.ub.uni-mainz.de/de/angebote-medizin eingebunden, flankiert von weiteren zentralen Angeboten für diese Fachgruppe. Dort dienen sie sowohl neuen Studierenden als kompakte Orientierungshilfe als auch fortgeschrittenen Semestern als zentraler, fachspezifischer Zugang. Die Platzierung an inhaltlich passenden und kontextstarken Positionen erhöht zugleich die Sichtbarkeit der Videos in Suchmaschinen – nach wie vor einem der zentralen Zugangspunkte zum digitalen Informationsangebot der Universitätsbibliothek.

Die Videos werden außerdem regelmäßig in den Einführungsveranstaltungen des Fachbereiches Medizin und Zahnmedizin eingesetzt. Diese Veranstaltungen sind Teil der allgemeinen Einführungen des Dekanats, in deren Rahmen sich verschiedene Organisationseinheiten vorstellen und die Studierenden grundlegende Informationen zum Studienablauf erhalten. Für die Bibliothek bietet sich hier eine wertvolle Gelegenheit, ihre Services und Angebote einer großen Zahl von Studierenden vorzustellen und sichtbar zu bleiben. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch, dass die offiziellen Vertreter vom Dekanat, Fachbereich und Fachschaften einen guten Eindruck von der Bibliothek bekommen.

Darüber hinaus wurden die Videos in die digitalen Einführungsmodule der jeweiligen Fachsemester, die über das Learning Management System Moodle verfügbar sind, integriert. So sind sie auch nach den Veranstaltungen weiterhin zugänglich.

Fazit

Die Sichtbarkeit und das Image der Bibliotheken haben sich durch das Videoprojekt deutlich verbessert. Besonders auffällig war der starke Anstieg der Nutzung der Bibliothek der Zahnklinik, einer vergleichsweise kleinen Einrichtung, die seitdem wesentlich präsenter wahrgenommen wird.

Die Bibliotheken werden zunehmend als moderne, serviceorientierte Einrichtungen gesehen. Sowohl Studierende als auch Lehrende und Verantwortliche, darunter Vertreter des Dekanats, haben die Bestände, Services und Videos registriert und positiv bewertet. Das erhaltene Feedback bestätigt nicht nur die Qualität der Angebote, sondern stärkt insgesamt die Rolle der Bibliotheken innerhalb der Universität und der Universitätsmedizin.

Anmerkungen

ORCIDs der Autor:innen

Interessenkonflikte

Die Autor:innen erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben. Eine Verfasser:in dieses Artikels ist zugleich als Herausgebende der Zeitschrift tätig. Trotz dieser Doppelfunktion wurde der Begutachtungs- und Auswahlprozess unter Wahrung wissenschaftlicher Standards durchgeführt, um eine objektive und qualitätsgesicherte Publikation zu gewährleisten.