Artificial intelligence meets the real world of patient care
Ursula Hübner 11 Forschungszentrum für Gesundheits- und Sozialinformatik, Hochschule Osnabrück, Deutschland
Editorial
Die Frage „Ob KI?“ wurde mittlerweile längst durch „Wie KI?“ ersetzt. Konkret steht hinter letzterer Frage die Suche nach praktischen Erfahrungen, Regeln und Steuerungsmechanismen und einem ethischen Rahmen für Entwicklungen und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI).
Die Präsidiumskommission „Ethische Fragen in der Medizinischen Informatik, Biometrie und Epidemiologie“ der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS e. V.) legte daher in diesem Jahr das Buch
vor. Gleich zwei Rezensionen beschäftigen sich mit diesem Werk. Das mag auf den ersten Blick ungewöhnlich klingen, ist jedoch vor der Breite der Perspektiven des Buches nicht nur vertretbar, sondern sinnvoll. In seiner Besprechung würdigt Martin Dugas das Buch aus dem Blickwinkel der Medizinischen Informatik [1]. Er betont die Bedeutung von praktischen Use Cases und die der Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt. Gleichsam hebt er hervor, dass die Beiträge aus der Medizininformatik, Medizin, Ethik und Recht u.a. kommen und dass damit der Versuch einer ganzheitlichen Betrachtung des Themas gelungen ist. Auch Ulrich M. Gassner würdigt gerade diesen Aspekt aus seiner rechtlichen Perspektive und verweist auf die ethischen und rechtlichen Vorgaben, die hinsichtlich ihrer Wirkdimensionen verglichen und bewertet werden [2]. Beide Rezensionen ergänzen sich daher in ihrer jeweiligen Sichtweise und ermöglichen es den potenziellen Lesern und Leserinnen, sich zu informieren und zu orientieren.
Mit der Kurzfassung ihrer Leitlinien anhand von 10 Punkten geht die Präsidiumskommission „Ethische Fragen in der Medizinischen Informatik, Biometrie und Epidemiologie“ auf die neuen Rahmenbedingungen ein, die durch KI-Algorithmen und daran geknüpfte Hoffnungen auf mehr Patientensicherheit und Versorgungsqualität entstanden sind [3].
Eine weitere GMDS-Empfehlung zu KI, die in dieser Ausgabe der Zeitschrift MIBE erscheint, befasst sich mit der Implementierung von KI in (Universitäts-)Kliniken [4]. Sie entstammt den Arbeiten von Prokosch, Jung, Sax, Scherag und Röhrig und empfiehlt u.a. den Aufbau von KI-Reallaboren in der Klinik. Die praktischen Handlungsempfehlungen umfassen die Etablierung von KI-Governance-Strukturen und Prozessen inklusive eines Vigilanzsystems. Ein besonderer Hinweis gilt dem Bedarf an KI-spezifischer Aus- und Weiterbildung einschließlich entsprechender Lehrangebote für Medizinstudierende. Er verdeutlicht die Tatsache, dass KI in der Versorgungspraxis von Menschen bedient und in der Wissenschaft von Menschen beforscht wird.
Alle Beiträge regen zum Nachdenken und zum weiteren Diskurs zu einem Thema an, das sich aufgrund der schnellen Entwicklungen und der sich daraus ergebenden Chancen und Risiken in der realen Welt der Versorgung immer wieder neu darstellt.
Anmerkung
Interessenkonflikte
Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.
Literatur
[1] Dugas M. Andreas J. W. Goldschmidt, Thomas M. Deserno, Alfred Winter, Hrsg.: KI in der Medizin. Perspektiven aus der Anwendung. GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2025;21:Doc25. DOI: 10.3205/mibe000297[2] Gassner UM. Andreas J. W. Goldschmidt, Thomas M. Deserno, Alfred Winter, Hrsg.: KI in der Medizin. Eine Rezension aus Sicht der Rechtswissenschaften. GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2025;21:Doc24. DOI: 10.3205/mibe000296
[3] Goldschmidt AJW, Deserno TM, Winter A; GMDS-Präsidiumskommission ‚Ethische Fragen in der Medizinischen Informatik, Biometrie und Epidemiologie‘. Kurzfassung der ethischen Leitlinien der GMDS e.V. in 10 Punkten. GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2025;21:Doc23. DOI: 10.3205/mibe000295
[4] Prokosch HU, Jung K, Sax U, Scherag A, Röhrig R. Empfehlungen zur Implementierung von KI-Anwendungen in deutschen (Universitäts-)Kliniken. GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2025;21:Doc22. DOI: 10.3205/mibe000294
