[Competition “Pioneer Projects in Medical Libraries 2025”: Introduction of the winners]
Claudia Jirausch 11 Universitätsbibliothek Leipzig, Bibliothek Medizin/Naturwissenschaften, Leipzig, Deutschland
Abstract
The competition for “Pioneer Projects in Medical Libraries 2025” is presented and the jury’s reasons for awarding the prize are explained.
Keywords
competition of the German Medical Library Association, Pioneer Projects in Medical Libraries 2025, projects, medical libraries, AGMB
Einleitung
Im Rahmen des jährlichen Wettbewerbs für „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ der AGMB e.V. waren auch in diesem Jahr alle Bibliotheken im medizinischen Bereich eingeladen, Projekte mit Strahlkraft einzureichen oder vorgeschlagen zu werden. Die Ausschreibung mit den Details zum Wettbewerb erfolgte wie gewohnt über GMS MBI [1].
In diesem Jahr wurden zwei Projekte eingereicht und von der Jury hinsichtlich Innovationsgehalt, Nachnutzbarkeit für andere Bibliotheken, Sichtbarkeit und Kundenorientierung bewertet.
Die Jury konnte sich gemeinsam einigen, das Projekt „Literarische Apotheke“ [2] mit dem 1. Preis auszuzeichnen und das Projekt „Videobasierte Einführung in die Bibliotheksangebote für Medizinstudierende“ [3] mit dem 2. Platz. Beide Projekte präsentierten sich während der Jahrestagung 2025 in Linz.
Informationen zum 1. Platz
Kurzbeschreibung des Projektes
Im Freihandbereich der Teilbibliothek Medizin der Universitätsbibliothek Augsburg wurde ein besonderer Bestand für die psychische Gesundheit der Studierenden angelegt. In der sogenannten „Literarischen Apotheke“ befinden sich Exemplare u.a. aus den Bereichen Lyrik, Kindheitserinnerungen, Ratgeber und Feminismus. Alle Bücher sollen zum Entspannen und Schmökern einladen.
Begründung der Jury
Die Jury zeichnet in diesem Jahr das Projekt „Literarische Apotheke“ mit dem 1. Preis im Rahmen des Wettbewerbs „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken 2025“ aus.
Das eingereichte Projekt, initiiert und umgesetzt von Studierenden der Hochschule für den Öffentlichen Dienst in Bayern in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Augsburg, ist ein Leuchtturm für die zeitgemäße Arbeit mit dem Präsenzbestand – und ein bemerkenswertes Beispiel für zielgruppengerechte Bestandsentwicklung mit gesellschaftlicher Relevanz.
Im Fokus steht die mentale Gesundheit von angehenden Mediziner:innen – ein Thema, das in den letzten Jahren immer stärker in den öffentlichen Diskurs gerückt ist. Das Projekt begegnet diesem sensiblen Feld mit einem wohldurchdachten, niedrigschwelligen Angebot: einem physischen Medienbestand, der zur Entschleunigung einlädt, Orientierung bietet und bewusst auf das haptische, nicht-digitale Leseerlebnis setzt. Während der gesamten Öffnungszeiten ist die „LitApo“ – eine thematisch kuratierte Leseecke – frei zugänglich.
Besonders überzeugend war für die Jury die konsequente Zielgruppenorientierung: Die inhaltliche Ausrichtung des Bestands wurde auf Basis von Befragungen unter Medizinstudierenden entwickelt und durch die fachliche Expertise einer Psychotherapeutin weiter geschärft. So finden sich neben klassischen Ratgebern etwa zu Zeitmanagement oder Stressbewältigung auch ungewöhnlichere Zugänge – Graphic Novels, Bildbände und Bücher, die positive Perspektiven auf den späteren Klinikalltag vermitteln. Diese Vielfalt macht das Angebot nicht nur informativ, sondern auch emotional zugänglich.
Noch ist das Projekt vor allem lokal wirksam. Doch es besitzt das Potenzial, zu einem Vorbild für ähnliche Initiativen im Hochschulbereich zu werden. Die Idee lässt sich mit vergleichsweise geringem Aufwand auch an anderen Bibliotheken umsetzen.
Die Jury würdigt mit dem 1. Preis ein Projekt, das nicht nur Bibliotheksarbeit neu denkt, sondern auch Verantwortung übernimmt – für das Wohlbefinden der Studierenden, für die gesellschaftliche Rolle der Bibliothek und für den Mut, neue Wege zu gehen.
Informationen zum 2. Platz
Kurzbeschreibung des Projektes
In Form von Videos erklärt die Universitätsbibliothek Mainz gemeinsam mit den Studierenden die Bibliothek. Es werden Ressourcen genauso vorgestellt wie die Standorte selbst. Die Ergebnisse des professionell durchgeführten Projektes erfreuen sich an unterschiedlichen Stellen (Schulungen, digitalen Lernmaterialien usw.) großer Beliebtheit und tragen zur Sichtbarkeit der Bibliothek bei.
Begründung der Jury
Die Jury zeichnet in diesem Jahr das Projekt „Videobasierte Einführung in die Bibliotheksangebote für Medizinstudierende“ mit einem Preis im Rahmen des Wettbewerbs „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ aus.
Mit dem Projekt hat die Universitätsbibliothek in Mainz ein überzeugendes Beispiel dafür geliefert, wie Bibliotheksservices zeitgemäß, kreativ und zielgruppengerecht kommuniziert werden können. Zwei professionell produzierte Videos – entstanden in enger Kooperation mit dem Zentrum für audiovisuelle Produktion – zeigen auf anschauliche Weise, wie die Angebote der Bibliothek aus Sicht der Studierenden erlebt und genutzt werden. Genau hier liegt die besondere Stärke des Projekts: Nicht nur die Institution spricht über ihre Leistungen – die Zielgruppe selbst übernimmt das Wort und wird als Nutzerin der Bibliothek sichtbar.
Die Videos orientieren sich klar an den Sehgewohnheiten der Studierenden, sind digital verfügbar und werden aktiv in Schulungen und Onlinekursen der Bibliothek eingesetzt. Sie machen Lust, die Bibliothek zu entdecken. Besonders erfreulich ist, dass die Videos vor Ort bereits Wirkung zeigen: So verzeichnet die Teilbibliothek Zahnmedizin seither deutlich mehr studentische Besuche – ein schöner Beleg für den Erfolg gezielter Kommunikation.
Aus Sicht der Jury erfüllt das Projekt vor allem in den Aspekten Kundenorientierung und Sichtbarkeit die Bewertungskriterien.
Die Jury würdigt mit dem Preis nicht nur ein gelungenes Medienprodukt, sondern auch eine besondere Haltung: Die Universitätsbibliothek Mainz zeigt mit dem Videoprojekt, dass sie ihre Zielgruppe ernst nimmt. Die Videos holen Studierende dort ab, wo sie im Studium gerade stehen: mit ihren Fragen, ihrem Informationsverhalten und ihrem Bedarf an klaren, niedrigschwelligen Angeboten. Sie geben nicht nur einen Überblick über vorhandene Services, sondern auch konkrete Tipps, welche Ressourcen oft übersehen werden, aber sehr hilfreich sind. Damit trägt das Projekt zur Orientierung im Hochschulalltag bei und macht deutlich: Die Bibliothek ist nicht nur ein Ort der Bücher, sondern ein aktiver Partner im Studium.
Anmerkung
Interessenkonflikte
Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.



