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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

2366-5017


Dies ist die deutsche Version des Artikels. Die englische Version finden Sie hier.
Nachruf
Nachruf

[Wir nehmen Abschied von Prof. Dr. med. Wolf Langewitz (27.10.1951–28.12.2024)]

 Claudia Kiessling 1
Cadja Bachmann 2
Alexander Benz 3
Götz Fabry 4
Annette Fröhmel 5
Anja Härtl 6
Linn Hempel 7
Henrike Hölzer 8
Rolf Kienle 9
Heiderose Ortwein 10
Bärbel Otto 11
Tim Peters 12
Swetlana Philipp 13
Susanne Pruskil 14
Katrin Rockenbauch 15
Kai P. Schnabel 16
Monika Sennekamp 17
GMA-Ausschuss für Kommunikative und Soziale Kompetenzen

1 Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Lehrstuhl für die Ausbildung personaler und interpersonaler Kompetenzen im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland
2 Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland
3 Ludwig-Maximilians-Universität, Medizinische Fakultät, Institut für medizinische Psychologie, München, Deutschland
4 Universität Freiburg, Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Freiburg i. Brsg., Deutschland
5 Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, Düsseldorf, Deutschland
6 Universitätsklinikum Augsburg, Stabsstelle Hygiene und Umweltmedizin, Augsburg, Deutschland
7 Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Dorothea Erxleben Lernzentrum Halle, Deutschland
8 Berlin, Deutschland
9 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Prodekanat für Studium und Lehre, Berlin, Deutschland
10 Zentrum für Schmerzmedizin Ostseestraße, Berlin, Deutschland
11 LMU Klinikum, Institut für Laboratoriumsmedizin, München, Deutschland
12 Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Bielefeld, Deutschland
13 Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie, Jena, Deutschland
14 Bezirksamt Altona, Fachamt Gesundheit, Hamburg, Deutschland
15 Geschäftsstelle Hochschuldidaktik Sachsen (HDS), Leipzig, Deutschland
16 Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
17 Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland




Prof. Dr. med. Wolf Langewitz (27.10.1951–28.12.2004)

Traurig und dankbar nehmen wir, die Mitglieder des Ausschusses „Kommunikative und soziale Kompetenzen“ (KusK) der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), Abschied von Prof. Dr. med. Wolf Langewitz.

Der Lehrer und Mentor

Wolf war für viele von uns ein hoch geschätzter Kollege, ein Lehrer und Mentor, ein Wegbegleiter und Wegbereiter, eine Quelle der Inspiration und ein Freund. Er war im Jahr 2005 Mitbegründer des KusK Ausschusses, ein Ausschuss, der bis heute für Lehre, Forschung und kollegiale Zusammenarbeit zum Thema Kommunikation wegweisend ist. Der erste KusK Workshop fand 2006 in der Wahlheimat von Wolf, in Basel, statt. Mit Unterstützung der Carl Gustav Carus Stiftung, deren Präsident Wolf über viele Jahre war, konnten zwei weitere KusK Workshops realisiert werden. Diese legten die Basis für ein bis heute erfolgreiches Wirken des Ausschusses. Wolf bereicherte unsere Workshops und die Ausschussarbeit, zum Beispiel mit einem Vortrag zum Basler Kommunikationscurriculum SoKo (2008 in Undeloh) und einem Workshop zum Arbeiten mit Critical Incidents (2017 in Bad Schandau). Er begleitete uns professionell und persönlich – direkt durch seinen Rat oder seine eindrücklichen Workshops sowie indirekt durch seine zahlreichen Publikationen zum Thema Kommunikation in der Medizin auf unseren (mitunter steinigen) Wegen hin zu einer Etablierung longitudinaler Kommunikationscurricula an vielen medizinischen Fakultäten in Deutschland und der Schweiz. Dabei hatte er nicht nur fachliche Aspekte, sondern stets auch die Studierenden und uns Lehrende im Blick. Sein wertschätzendes und konstruktives Feedback orientierte Wolf am individuellen Bedarf und den Möglichkeiten vor Ort.

Der Wegbereiter einer skills- und evidenzbasierten Vermittlung kommunikativer Kompetenzen

Wolf verfolgte einen sogenannten skills-basierten Ansatz bei der Vermittlung kommunikativer Kompetenzen, ohne dabei den Blick für die Bedeutung einer personen- und beziehungsorientierten Medizin zu verlieren. Kommunikation war für Wolf erlernbar und als Teil der ärztlichen Professionalität unverzichtbar. Kommunikationstechniken wie WWSZ, die Buchmetapher und das Arbeiten mit Critical Incidents, die heute an vielen Standorten zum Grundlagenrepertoire in der Lehre gehören, verdanken wir ganz wesentlich Wolf. Achtsames Zuhören, „einfach mal die Klappe halten“ und die „Langewitzsche Atempause“ waren zentrale Empfehlungen an Studierende aber auch an Ärztinnen und Ärzte, um es Patientinnen und Patienten zu ermöglichen, ihre Anliegen zu formulieren und Sorgen und Emotionen zu äußern.

Seine Lehrvideos, die Module von DocCom.Deutsch – konzipiert und entwickelt in Zusammenarbeit mit Christoph Daetwyler, dem Institut für Medizinische Lehre (Bern) und vielen weiteren Kommunikationstrainer*innen – und seine Publikationen, z.B. zum Basler Visitenstandard, begleiten uns in unserer Arbeit und sind wesentliche Grundlage für eine evidenzbasierte Vermittlung und Entwicklung kommunikativer Kompetenzen. Nicht nur in der Lehre, auch bei Prüfungen kommunikativer Kompetenzen brachte er seine weitreichende Expertise ein und setzte Maßstäbe. Unterricht und Prüfungen kommunikativer Kompetenzen wissenschaftlich zu fundieren, war für Wolf unverzichtbar und unterstreicht seine Bedeutung als Wissenschaftler und Forscher auf diesem Gebiet.

Ein wichtiges Anliegen war ihm auch die Qualifizierung von Ärztinnen und Ärzten sowie Lehrenden. Seine Train-the-Trainer Kurse waren beeindruckend, vielschichtig und nachhaltig. Viele von uns besuchte Wolf persönlich und unterstützte durch seine praktisch und interaktiv angelegten Workshops bei der Konzeption und Weiterentwicklung der Kommunikationscurricula. Wichtig war ihm, mit grundlegenden Dingen anzufangen, ohne die Studierenden zu überfordern, also nicht gleich die Eiger Nordwand bezwingen zu wollen, sondern erst einmal im Harz wandern zu gehen, wie er es gerne ausdrückte.

Der Denker – „Verschmitztes“ und die Neophänomenologie

Nicht alle seine intellektuellen Wege konnten wir mitgehen. Seine Begeisterung für philosophische Ausflüge, in den letzten Jahr vor allem in die Neophänomenologie, hat einige von uns zuweilen überfordert. Begriffe wie „Fassung“, „Konstellation“ oder „Leib“ warfen oft Verwunderung und Fragezeichen auf. Er hat uns das verziehen, die Gemeinsamkeiten waren immer weit größer als das Trennende.

Der humorvolle, neugierige und großzügige Mensch

Wolf war nicht nur ein kompetenter und inspirierender Lehrer und Mentor. Wir werden auch den humorvollen, neugierigen und großzügigen Menschen Wolf vermissen. Mit großer Wertschätzung begegnete er allen, die ihn um Rat fragten. Keine Frage war ihm zu klein, keine Kollegin und kein Kollege zu neu auf dem Gebiet. Mit Augenzwinkern und Humor kommentierte er die Merkwürdigkeiten der Akademia und machte uns Mut bei der Überwindung der vielen Stolpersteine, die uns im Wissenschafts- oder Klinikbetrieb zuweilen in den Weg gelegt wurden.

Wolf war vor allem großzügig. Wir durften sein Material benutzen, Videos und Kursanleitungen, auch Unveröffentlichtes. Er war bereit, sein Wissen und seine Erfahrung weiterzugeben, um anderen in der Umsetzung der Lehre oder auch bei der Planung des beruflichen Werdegangs zu helfen und zu unterstützen. In einer Welt, in der außer Drittmitteln und Publikationen kaum etwas zählt und erarbeitete Inhalte häufig streng gehütet werden, war diese Offenheit und Großzügigkeit außergewöhnlich und bemerkenswert. Davon sind wir inspiriert, und dafür sind wir sehr dankbar.

Der Visionär – für eine personen- und beziehungszentrierten Medizin

Wolfs wichtiges Engagement für die ärztliche Kommunikation hat die medizinische Ausbildung und die Patientenversorgung verbessert. Seine Vision, seine Beharrlichkeit und sein Ideenreichtum werden uns auch in Zukunft Mut machen, für eine personen- und beziehungszentrierte Medizin und Lehre einzustehen. Seine Haltung, stets dieses übergeordnete Ziel im Blick zu behalten, war gleichermaßen zielführend wie imponierend. Sie prägte die kollegiale Entwicklung des Ausschusses.

Die Zahl der Patientinnen und Patienten, die dadurch mit ihren Anliegen besser zu ihren Ärztinnen und Ärzten durchdringen konnten, können und in Zukunft können werden, ist kaum ermesslich und sicher beträchtlich.

In Dankbarkeit

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihn kennengelernt haben und vermissen werden. Wolf ist nicht mehr da wo er war, aber er ist überall dort, wo wir Kommunikation unterrichten und sein Vermächtnis an die nächsten Generationen weitergeben.

Wir haben so viel von Dir gelernt.

Claudia Kiessling, Cadja Bachmann, Alexander Benz, Götz Fabry, Annette Fröhmel, Anja Härtl, Linn Hempel, Henrike Hölzer, Rolf Kienle, Heiderose Ortwein, Bärbel Otto, Tim Peters, Swetlana Philipp, Susanne Pruskil, Katrin Rockenbauch, Kai Schnabel, Monika Sennekamp, im Namen des KusK Ausschusses der GMA.

ORCIDs der Autor*innen

Interessenkonflikt

Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.