[SHAPED – Swiss Health Alliance for Interprofessional Education: Ein Projektbericht über die von Studierenden geleitete Entwicklung und Umsetzung von intra- und extracurricularen interprofessionellen Lernaktivitäten]
Lucas Büsser 1,2Corina Zweifel 1,3
Jana Bühler 1
Felice Hess 1
Carmen Zürcher 1,4
Fanny Mulder 1,5
1 Swiss Health Alliance for Interprofessional Education, Bern, Schweiz
2 Universität Basel, Medizinische Fakultät, Basel, Schweiz
3 Fachhochschule Bern (BFH), Hochschule für Gesundheitsberufe, Bern, Schweiz
4 XUND Bildungszentrum Gesundheit Zentralschweiz, Luzern, Schweiz
5 Universität Bern, Berner Institut für Hausarztmedizin (BIHAM), Bern, Schweiz
Zusammenfassung
Beschreibung des Projekts/Ziele: International rufen Gesundheitsstudierende zu mehr interprofessioneller Ausbildung (engl. Interprofessional Education, IPE) auf und in der Schweiz haben sich einige davon als Swiss Health Alliance for Interprofessional Education (SHAPED, [https://www.shaped-ip.ch/]) zusammengeschlossen. Als Verein von Studierenden und Berufseinsteigenden hat SHAPED mehrere erlebbare, realitätsnahe und freude-bereitende interprofessionelle (IP) Lernaktivitäten entwickelt. Dieser Projektbericht beschreibt die Entwicklung und Umsetzung dieser IP-Lernaktivitäten, initial im extra- und nun auch im intracurricularen Umfeld. Zusätzlich werden die Vorteile solcher Aktivitäten für Studierende evaluiert.
Resultate: Von 2020 bis 2024 haben mehr als 2.000 Studierende aus zehn unterschiedlichen Gesundheitsberufen an IP Lernaktivtäten von SHAPED teilgenommen. Die quantitative Analyse mittels des Students Perception of Interprofessional Clinical Education Revised (SPICE-R) Instruments zeigte eine signifikante Verbesserung der studentischen Wahrnehmung von IPE durch die Teilnahme an den von SHAPED entwickelten IP-Lernaktivitäten mit einer mittleren Effektgrösse (t(540)=-13.4, p<.001, d=0.574). Diese Verbesserung in der Wahrnehmung war ähnlich im intra- wie extracurricularen Kontext. Eine qualitative Analyse bestätigte, dass zwar manchmal eine Verfeinerung des Formats und der Inhalte angebracht war, die meisten Teilnehmenden jedoch den interaktiven Charakter der IP-Lernaktivitäten schätzten und es genossen, neue Aspekte über die Rollen und Verantwortlichkeiten anderer Gesundheitsberufe zu lernen.
Schlussfolgerung: SHAPED zeigt exemplarisch, wie die von Studierenden geleitete Entwicklung und Umsetzung von IP-Lernaktivitäten viele Hindernisse überwinden kann, mit denen IPE-orientierte Lehrkräfte konfrontiert sind. Aus diesem Grund sollten solche von Studierenden entwickelte und umgesetzte IP-Lernaktivitäten als gewinnbringende Alternativen angesehen werden, um IPE überall voranzubringen.
Schlüsselwörter
interprofessionelle Ausbildung, Ausbildung von Gesundheitsberufen, medizinische Ausbildung, studentische Führung, interprofessionelle Zusammenarbeit
1. Einleitung
1.1. Die Wichtigkeit von interprofessioneller Ausbildung
Interprofessionelle Zusammenarbeit (engl. Interprofessional Collaboration, IPC) wird als Schlüsselelement zur erfolgreichen Bewältigung der Herausforderungen im Gesundheitswesen des 21. Jahrhunderts angesehen [1]. IPC führt nicht nur zur besseren Versorgung von Patient*innen, sondern wird in Zeiten von Fachkräftemangel [2] und steigenden Gesundheitskosten immer wichtiger [3]. Um eine funktionierende IPC zu erreichen, ist eine interprofessionelle Ausbildung (engl. Interprofessional Education, IPE) elementar [3]. Gemäss der Weltgesundheitsorganisation handelt es sich um IPE, „wenn Studierende von zwei oder mehr Professionen über-, von- und miteinander lernen um eine effektive Zusammenarbeit zu erreichen und die Gesundheitsversorgung zu verbessern“ [3].
1.2. Beschreibung des Bedarfs
Behrend et al. [4] berichtete, dass Medizinstudierende die Relevanz von IPC als Teil ihres Curriculums wesentlich höher einschätzten als die eigentliche Umsetzung in der Ausbildung, was den Bedarf für mehr IPE aus der Perspektive von Studierenden aufzeigt.
Berichte von Lücken in den IPE-Möglichkeiten für Gesundheitspersonal in der Schweiz und darüber hinaus [5], [6], [7] sind ein weiteres Zeugnis dafür, dass dieser Bedarf nicht immer gedeckt wird.
Während der COVID-19-Pandemie wurde diese Situation durch die Stornierung verschiedener IPE-Programme und die weltweite Umstellung auf Onlinelernen oder hybrides Lernen zusätzlich verschärft [8], [9]. Zu einer Zeit als IPC wichtiger wurde als je zuvor [10], führte die unvermeidliche Umstrukturierung der Lehrpläne tausender Gesundheitsstudierender zur Beeinträchtigung von etablierten IPE-Programmen.
1.3. Hindernisse und Förderfaktoren für IPE
Bereits vor einem Jahrzehnt haben Lawlis et al. eine Vielzahl von Hindernissen und Förderfaktoren identifiziert, welche die nachhaltige Umsetzung von IPE an Hochschuleinrichtungen beeinflussen [11]. Der anhaltende Mangel an IPE in der Ausbildung von Gesundheitsfachpersonen in Europa – insbesondere hinsichtlich der Einbeziehung aller Gesundheitsberufe und eines frühen Beginns im Lehrplan [6] – deutet darauf hin, dass diese Hindernisse weiterhin bestehen. Eine kürzlich in dieser Zeitschrift veröffentliche Studie hebt einige dieser Hindernisse, wie zum Beispiel die fehlende interfakultäre Zusammenarbeit, als Faktoren hervor, die zur begrenzten Verfügbarkeit von IPE-Angeboten beitragen [12]. Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt auf, wie Lawlis et al. diese Hindernisse in drei Ebenen kategorisieren: Regierungen und Verbände, Institutionen und Einzelpersonen.
Tabelle 1: Hindernisse und Förderfaktoren für die interprofessionelle Ausbildung (IPE) an Hochschulen nach Lawlis et al. [11]
Hindernisse und Förderfaktoren für IPE an Hochschulen übernommen von Lawlis et al. (2014). Einzelheiten finden Sie in Tab. 2 und 3 ihres Artikels. Fett gedruckt sind Hindernisse, die von SHAPED als interprofessioneller Verein von Studierenden und jungen Berufstätigen überwunden wurden, sowie Förderfaktoren, die zum Gelingen von SHAPED beigetragen haben.
1.4. Stand der IPE in der Schweiz und bewährte Praktiken im Bereich von IPE
In den letzten Jahren kam es zur Umsetzung von mehreren IPE-Initiativen in der Schweiz [12], [13], [14]. Dennoch bestehen weiterhin Lücken, was zu Forderungen nach einer stärkeren Institutionalisierung von IPE-Projekten führt [5], [12].
Es ist bekannt, dass Programme, die Gesundheitsstudierenden die Möglichkeit bieten, in einer sicheren interprofessionellen (IP) Lernumgebung zu interagieren, unter anderem ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in Bezug auf Kommunikation, Teamarbeit und Rollenverständnis verbessern können [15], [16]. Diese bilden gemeinsam mit Werte & Ethik die vier Kernkompetenzen für IPC, wie sie vom Interprofessional Education Collaborative definiert wurden [17].
In ihrem kürzlich veröffentlichten Realist Review identifizierten Maddock et al. [16] sechs Gestaltungs- und drei Lernmerkmale, die IPE-Interventionen verbessern – darunter die Merkmale „jede Profession kann Wissen und Fähigkeiten einbringen, über die andere Professionen nicht verfügen, um das Problem zu lösen“ und „ein klinisch anspruchsvoller Fall, der für alle beteiligten Berufe relevant ist“. Darüber hinaus gibt es Leitfäden für bewährte Praxis in der IPE, wie jener von Willgerodt et al. [18], welcher unter anderem die Zusammenarbeit mit bestehenden Organisationen und die Etablierung von IP-Teams fordert, um Relevanz und Authentizität sicherzustellen.
1.5. Studentische Führung in der IPE
Auch in anderen Teilen der Welt haben Studierende den Mangel an IP-Lernangeboten erkannt und studentische Initiativen gestartet, um diesem zu begegnen [19]. Bereits 2008 haben Hoffmann et al. die Vorteile von studentischer Führung in der IPE beschrieben [20]: Studierende stellen nicht nur eine Ressourcen-schonende Alternative dar, sondern kennen die Bedürfnisse ihrer Mitstudierenden aus erster Hand. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass Near-Peer-Teaching eine sichere Lernumgebung schafft und es ermöglicht, den Lernenden auf ihrem kognitiven Niveau zu begegnen [21] – Vorteile, die von studierendengeführten IPE-Programmen genutzt werden können.
1.6. Extracurriculare Lehr- und Lernaktivitäten
In ihrer aktuellen Literaturanalyse haben Kim et al. mehrere Lernergebnisse von extracurricularen Aktivitäten für Medizinstudierende dargelegt und festgestellt, dass die Teilnahme an solchen Aktivitäten die akademische Leistung steigert, das Verständnis und Interesse für bestimmte Fachgebiete vertieft und die berufliche Entwicklung fördert [22]. Ausserhalb der Humanmedizin wurde gezeigt, dass extracurriculare Aktivitäten die Pflegefähigkeiten verbessern [23] und die Fähigkeit von Pharmaziestudierenden stärkt, klinisches Wissen auf fallbasierte Szenarien anzuwenden [24]. Zu guter Letzt und von einer IPE-Perspektive betrachtet, hat ein zuvor beschriebenes Projekt namens interTUT [25] seinen extracurricularen Charakter als einen Erfolgsfaktor für seine Umsetzung identifiziert, welcher dazu beiträgt, einige der oben genannten Hindernisse zu umgehen.
2. Projektbeschreibung
2.1. Ziel des Projekts
Um das unzureichende IPE-Angebot anzugehen und Hindernisse für IPE zu überwinden, gründeten im Jahr 2020 Studierende und Berufseinsteigende aus verschiedenen Gesundheitsberufen die Swiss Health Alliance for Interprofessional Education (SHAPED, [https://www.shaped-ip.ch/]). SHAPED hat zum Ziel die IPE und IPC im Schweizer Gesundheitssystem zu stärken. Durch die Vernetzung gleichgesinnter Studierender und junger Berufstätiger mit unterschiedlichem beruflichem Hintergrund und aus verschiedenen Institutionen können viele der oben genannten Hindernisse, insbesondere auf individueller Ebene, überwunden werden (fett markiert in Tabelle 1 [Tab. 1]). Darüber hinaus nutzt SHAPED mit seiner Organisationsstruktur als freiwilliger Verein viele der beschriebenen Förderfaktoren auf der Ebene Regierung und Verbände sowie auf der individuellen Ebene (ebenfalls fett markiert in Tabelle 1 [Tab. 1]). Als Beispiel: Da der Verein auf Freiwilligenarbeit basiert, ist eine Begeisterung für IPE eine Grundvoraussetzung für Fazilitierende von SHAPED. Ausserdem wird eine gemeinsame interprofessionelle Vision durch den kollaborativ neu-aufgebauten Verein sichergestellt. Die geförderte Arbeit in IP-Teams innerhalb des Vereins selbst, ein gemeinsames Verantwortungsbewusstsein sowie die Wertschätzung und der Respekt gegenüber anderen Gesundheitsberufen sind wesentliche Bestandteile der Arbeit innerhalb von SHAPED. Nichtsdestotrotz bleiben auf allen Ebenen Hindernisse bestehen wie fehlende/begrenzte finanzielle Ressourcen, fehlende/begrenzte institutionelle Unterstützung und eine hohe Arbeitsbelastung für die Fazilitierenden.
Ziel dieses Projektberichts ist es, zu evaluieren ob eine von Studierenden und jungen Berufstätigen geleitete Vereinigung (konkret SHAPED) IPE-Aktivitäten entwickeln, umsetzen und aufrechterhalten kann, die den teilnehmenden Studierenden von Nutzen sind.
- Hypothese 1: SHAPED kann extracurriculare IPE-Aktivitäten entwickeln und umsetzen.
- Hypothese 2: SHAPED kann intracurriculare IPE-Aktivitäten entwickeln und umsetzen.
- Hypothese 3: Die von SHAPED entwickelten IPE-Aktivitäten bieten Teilnehmenden einen messbaren Vorteil.
2.2. Methodischer Ansatz
SHAPED entwickelt seine IP-Lernaktivitäten auf der Grundlage der drei in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellten Qualitätsmerkmale und unter Anwendung der oben genannten empfohlenen Vorgehensweisen für IPE [16], [18]. Die Qualitätsmerkmale wurden aus einem Positionspapier zur IPE abgeleitet, welches auf Literatur und der Fachmeinung von Studierenden der sieben beteiligten Schweizer Studierendenverbände im Gesundheitswesen basiert [26]. Dieses Positionspapier betont, dass aus der Perspektive von Studierenden „gute“ IPE-Aktivitäten erlebbar (d.h. die Studierenden sollen sich aktiv an der Aktivität beteiligen) und realitätsnah (d.h. die Aktivitäten sollen nach Möglichkeit reale Szenarien widerspiegeln) sein sollten. Diese Anforderungen stehen im Einklang mit dem situativen und erfahrungsorientierten Lernen, das in der IPE-Literatur häufig beschrieben wird [27] und folgen den Empfehlungen von Maddock et al. [16]. Ausserdem gibt es Belege dafür, dass Spass und Freude das Lernen von Erwachsenen fördert [28], sodass freude-bereitend (d.h. Freude während IP-Kursen und daraus resultierende gesteigerte Lernbereitschaft und -motivation) zum dritten Qualitätsmerkmal geworden ist, welches die Entwicklung von SHAPEDs IPE Aktivitäten prägt.
Abbildung 1: Die drei Qualitätsmerkmale, die die Entwicklung interprofessioneller Ausbildungsaktivitäten durch SHAPED leiten
2.2.1. Entwicklung von extracurricularen IP-Lernaktivitäten
Extracurriculare IPE-Aktivitäten stellten anfänglich den Schwerpunkt von SHAPED dar, da diese – speziell während der Pandemie – als einfacher umzusetzen galten [25]. In IP-Projektgruppen – und damit Literaturempfehlungen folgend um die Relevanz und Authentizität von IP-Aktivitäten sicherzustellen [18] – diskutierten und konzipierten Mitglieder von SHAPED verschiedene Projektideen, wobei sie sich an den in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellten Qualitätsmerkmalen orientierten.
Die interprofessionellen Fallbesprechungen (engl. Interprofessional Case Discussions, ICDs) waren die erste von SHAPED entwickelte IP-Lernaktivität. ICDs werden in Kleingruppen von 8-10 Studierenden aus verschiedenen Gesundheitsberufen abgehalten, welche gemeinsam einen Patientenfall im Stil eines „Krimi Dinners“ lösen. Teilnehmende erhalten ein professionsspezifisches Skript, welches von SHAPED Mitgliedern vorbereitet wurde und nur einen Teil der Informationen über den Fall enthält, wie dies auch im klinischen Alltag typischerweise der Fall ist. Eine effektive Kommunikation und IP-Zusammenarbeit sind daher unabdingbar um den Mörder (d.h. die Diagnose) zu stellen und rechtzeitig die korrekte Therapie einzuleiten. Da die Skripte die nötigen Hintergrundinformationen enthalten, können weiter fortgeschrittene Studierende auch die Rolle einer anderen Profession einnehmen (bspw. kann eine Medizinstudentin das Physiotherapieskript übernehmen) und so noch mehr über die Rollen und Verantwortlichkeiten einer anderen Profession lernen. Die ICDs stützen sich weitgehend auf die Kontakttheorie, die erstmals von Allport entwickelt wurde [29] und seitdem häufig in der IPE angewendet wird [27], [30]. Entscheidend zur Förderung einer positiven Gruppeninteraktion und damit zur IPC ist es, nicht nur Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenzubringen, sondern auch die nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, wie zum Beispiel ein gemeinsames Ziel (d.h. die Lösung der ICD), eine kooperative Atmosphäre (d.h. kein Skript allein enthält alle erforderlichen Informationen), institutionelle Unterstützung (d.h. die Fazilitation durch SHAPED-Fazilitierende) und Gleichbehandlung (d.h. alle Teilnehmenden erhalten ein berufsspezifisches Skript) [27], [29], [30].
Das Shadowing-Programm wurde als zweite Lernaktivität ins Leben gerufen. Hier werden die Studierenden eingeladen, einen halben oder ganzen Tag lang eine Gesundheitsfachperson aus einem anderen Berufsfeld zu begleiten. Der konzeptionelle Rahmen des Shadowing-Programms basiert auf der Theorie des Erfahrungslernens, die ursprünglich vor mehr als 40 Jahren von Kolb [31] beschrieben wurde. Dies umfasst ein zyklisches 4-Stufen-Modell:
- konkrete Erfahrung (d.h. einen Tag lang eine andere Gesundheitsfachperson begleiten),
- reflektierende Beobachtung (d.h. das Ausfüllen des durch SHAPED bereitgestellten Lernmaterials zur Reflexion),
- abstrakte Konzeptualisierung (d.h. Verfassen eines Berichts über das Gelernte) und
- aktives Experimentieren (d.h. Anwendung neuer Ideen in der täglichen Praxis des eigenen Berufs) [27], [32].
Dank der Initiative von SHAPED und der Unterstützung von motivierten Tutor*innen – Gesundheitsfachpersonen, welche über persönliche Empfehlungen und Newsletter von Berufsverbänden gefunden wurden – erhalten Studierende die Möglichkeit den Arbeitsalltag eines anderen Berufs kennenzulernen.
Das IP-Café ist SHAPEDs jüngste extracurriculare Aktivität und die erste, welche sich an Berufseinsteigende (d.h. Postgraduierte) richtet. Initiiert wurde das IP-Café im Frühling 2023 und es basiert auf der Theorie der interprofessionellen Sozialisierung, welche von Khalili et al. beschrieben wurde [33]. Gesundheitsfachpersonen haben ihre professionelle Identität meist durch eine monoprofessionelle Ausbildung gebildet, tendieren aber dazu, dass ihnen die für eine erfolgreiche IPC erforderliche interprofessionelle Identität fehlt [33]. Infolgedessen sehen sich junge Berufstätige im Gesundheitswesen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt mit vielen Hindernissen für die IPC konfrontiert. Dazu gehören unter anderem, dass sich andere Gesundheitsfachpersonen stärker mit dem eigenen Beruf als dem IP-Team als Ganzes identifizieren, dass die Rolle anderer Professionen unterschätzt wird und dass die Kommunikation zwischen Berufsgruppen oft nicht konstruktiv ist [34]. Das IP-Café zielt darauf ab, die interprofessionelle Sozialisierung zu stärken, indem Interaktionen über die Berufsgruppen hinaus gefördert werden. So können vorbestehende Ansichten bewusst und kritisch durch Diskussionen in einer sicheren Umgebung hinterfragt werden (entspricht Stufe 1: Barrieren abbauen). Nachfolgend werden die Teilnehmenden dazu angeregt, über persönliche Erfahrungen zu diskutieren, wodurch ein gemeinsames Verständnis für die Rollen, Kenntnisse und Fähigkeiten der anderen entsteht. Dies führt letztendlich dazu, dass die Teilnehmenden sich damit auseinandersetzen, wie sie eine effektive IPC in der klinischen Praxis umsetzen können (entspricht Stufe 2: IP-Rollenlernen – IP-Zusammenarbeit) [33].
2.2.2. Entwicklung intracurricularen IP-Lernaktivitäten
Die Fachliteratur zeigt, dass die Entwicklung kleinerer IPE-Aktivitäten ein wirksames Mittel für deren Integration in den Lehrplan sein kann [18]. Die ICDs erfüllen dieses Kriterium, aber auch ihre Einführung in etablierte Programme stiess auf Grund der Kleingruppenstruktur auf einige Hindernisse, welche oft mit IPE verbunden sind [11]. So stellten insbesondere fehlende/begrenzte finanzielle Ressourcen und eine hohe Arbeitsbelastung für die Lehrkräfte ein Problem dar. Um die Belastung für Hochschulen zu reduzieren und diese Hindernisse zu überwinden – mit dem Ziel, noch mehr Studierende im Gesundheitswesen zu erreichen – begann SHAPED seine IP-Lernaktivitäten entsprechend anzupassen und zuzuschneiden. Als Ergebnis wurden die IP-Challenge und das IP-Pub Quiz entwickelt. Ein Gamification-Aspekt, welcher sich zuvor als förderlich für die Zusammenarbeit (d.h. Teamarbeit) der Teilnehmenden erwiesen hat [35], wurde bewusst in beide Aktivitäten integriert. Mit der Vorgabe von klaren und relevanten Zielen, dem Zusammenschluss von Teilnehmenden um sich gegenseitig zu unterstützen und durch sofortiges Feedback sowie positiver Verstärkung folgte SHAPED mehreren Gamification-Prinzipien, welche in einer aktuellen Literaturübersicht hergeleitet wurden [36]. Die IP-Challenge wurde für Studierende im früheren Ausbildungsstadium entwickelt und ermöglicht es ihnen, die Rollen, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten von anderen kennenzulernen. Ähnliche IPE-Aktivitäten haben gezeigt, dass so Vorurteile bei Studierenden reduziert [37] und die Einstellung von Studierenden gegenüber anderen Berufen verbessert werden können [38], [39]. Die IP-Challenge findet in Klassen von 40-50 Studierenden statt, die zunächst in monoprofessionellen Gruppen aufgeteilt sind und später in IP-Teams umorganisiert werden. Die Studierenden untersuchen Vorurteile gegenüber verschiedenen Berufen, entdecken die vielfältigen Karrieremöglichkeiten im Gesundheitswesen und erkunden, mit wem sie in Zukunft am engsten zusammenarbeiten werden. Das IP-Pub Quiz richtet sich an fortgeschrittene Studierende und konzentriert sich zusätzlich zu den Zielen der IP-Challenge auf IP-Teamarbeit und IP-Kommunikation, zwei Kernkompetenzen der IPC [17]. Das IP-Pub Quiz findet in Vorlesungssälen mit 100-150 Studierenden statt, welche in IP-Kleingruppen von 5-10 Studierenden zusammensitzen. SHAPED-Fazilitierende fungieren als „Quizmaster“ und führen die Studierende durch einen Patientenfall, der mit verschiedenen Fragen gespickt ist. Das Ziel jeder IP-Gruppe ist es, durch die Kombination ihres Wissens und durch IP-Teamarbeit die meisten Fragen richtig zu beantworten.
2.2.3. Umsetzung von extracurricularen IPE-Aktivitäten
Im November 2020 führte SHAPED die erste ICD als extracurriculare Aktivität in einer Onlineumgebung durch. Durch die Befolgung von Best-Practice Empfehlungen und durch den innovativen Einsatz moderner Technologien ermöglichte dieses Format „Studierenden, die sonst nicht teilnehmen könnten, sich an IP-Aktivitäten zu beteiligen“ [29], trotz der Pandemie. Im Frühling 2021 startete das Shadowing-Programm, das bei Gesundheitsfachpersonen auf grosses Interesse stiess. Viele erklärten sich bereit, als Tutor*innen zu fungieren und Studierende aufzunehmen. Als neuste extracurriculare Aktivität und die erste, welche sich an bereits ausgebildete Personen richtet, wurde im Frühjahr 2023 das IP-Café in Bern lanciert.
Die extracurricularen IPE-Aktivitäten von SHAPED wurden über den Newsletter, die Website und die sozialen Medien (namentlich Instagram, @shaped_ip) beworben. Zudem wurden, wie empfohlen [18], Kooperationen mit Studierendenvereinigungen und Hochschulen angestrebt, um die Veranstaltungen zu bewerben. Ausserdem sicherten Partnerschaften mit lokalen Berufsverbänden die notwendige Finanzierung für Veranstaltungen wie das IP-Café.
2.2.4. Umsetzung der intracurricularen IPE-Aktivitäten
Durch die Werbung für die extracurricularen Aktivitäten von SHAPED an Hochschulen wurden Lehrpersonen auf den Verein aufmerksam. Durch die Einbindung wichtiger Akteure wie Leitende von IP-Programmen und die aktive Bemühung zur institutionellen Zusammenarbeit – und damit den Best-Practice Empfehlungen folgend [18] – gelang es, IPE-Aktivitäten in den Lehrplan von Studierenden verschiedener Gesundheitsberufe zu integrieren. Seit Januar 2022 führt SHAPED regelmässig ICDs, die IP-Challenge und das IP-Pub Quiz an vier Schweizer Hochschulen durch.
2.3. Evaluation der IPE-Aktivitäten von SHAPED
Seit Beginn hat SHAPED ein eigenes Forschungs- und Evaluationsteam eingesetzt, um die Qualität seiner Arbeit sicherzustellen und seine Aktivitäten kontinuierlich zu verbessern. Während der Entwicklungsphase der verschiedenen IPE-Aktivitäten standen dabei Feedback-Formulare mit offenen Fragen im Fokus, da diese als wichtige Ressource für die Reflexion und Verbesserung der Lehre angesehen werden [40]. Für diesen Projektbericht wurden die Kommentare der Teilnehmenden zum Gefallen und zu Verbesserungsmöglichkeiten hinsichtlich SHAPEDs IPE-Aktivitäten mit der Software MAXQDA® (Version 24.2.0) analysiert. Dabei wurde der schrittweise Prozess von Naeem et al. [41] befolgt. Ein induktiver Ansatz wurde verwendet um individuelle Keywords, Codes und Themen zu entwickeln. Da keine Grounded-Theory angewendet wurde, war eine Datensättigung nicht erforderlich.
Nach erfolgreicher Umsetzung wurde ein quantitativer Ansatz zur Evaluation der IPE-Aktivitäten mittels Prä- und Post-Fragebögen etabliert. Leider fehlen validierte Deutsch-sprachige Fragebögen zur Evaluation von IPE-Aktivitäten [42]. Unter Berücksichtigung der Durchführbarkeit und Anwendbarkeit in einem mehrsprachigen Land wie der Schweiz wurde daher das validierte Selbstevaluationsinstrument Student Perception of Interprofessional Clinical Education Revised (SPICE-R) in seiner englischen Originalversion verwendet [43]. Dieses Instrument wurde ausgewählt, weil seine Kürze mit einer höheren Rücklaufquote verbunden ist [44] und es psychometrische Vorteile gegenüber anderen Instrumenten aufweist [43]. Die Studierenden, welche an den ICDs, dem IP-Pub Quiz, der IP-Challenge und dem Shadowing teilnahmen, erhielten jeweils vor und nach der Veranstaltung einen Link/QR-Code, der zu einem anonymisierten Online-Fragebogen führte. Die Teilnahme war freiwillig und hatte bei intracurricularen IP-Lernaktivitäten keinen Einfluss auf den akademischen Fortschritt der Studierenden. Die quantitativen Daten wurden mit der Software Jamovi® (Version 2.3.28) analysiert. Der Gesamtvergleich zwischen Prä- und Post-Aktivität wurde mit einem gepaarten t-Test durchgeführt. Für den Vergleich zwischen extra- und intracurricularem Umfeld wurde eine zweiseitige wiederholte Varianzanalyse (ANOVA) angewendet, da deren Ergebnisse leicht verständlich und gut kommunizierbar sind [45].
3. Ergebnisse
3.1. Teilnahme an intra- und extracurricularen IPE-Aktivitäten
Seit der Gründung im Herbst 2020 bis im Dezember 2024 haben mehr als 2.000 Studierende und junge Berufstätige aus dem Gesundheitswesen an einer IP-Lernaktivität von SHAPED teilgenommen. Tabelle 2 [Tab. 2] listet die Anzahl Teilnehmenden im extra- und intracurricularen Umfeld pro Jahr auf. Während SHAPED sich ursprünglich auf extracurriculare Aktivitäten fokussierte, stieg die Anzahl Teilnehmende nach deren Integration ins Curriculum im Jahr 2022 stark an.
Tabelle 2: Anzahl Teilnehmende der IPE-Aktivitäten von SHAPED in den Jahren 2020-2024
3.2. Nutzen für Teilnehmende – SPICE-R
3.2.1. Änderung der Wahrnehmung von IPE
Von Herbst 2020 bis Februar 2025 wurden insgesamt 541 Prä- und Post-SPICE-R-Fragebögen ausgefüllt, welche klar einander zugeordnet werden konnten (geschätzte Rücklaufquote von mind. 25%). Diese stammten von Teilnehmenden aus zehn unterschiedlichen Gesundheitsberufen. Tabelle 3 [Tab. 3] führt die Merkmale der Teilnehmenden auf.
Tabelle 3: Merkmale der Teilnehmenden, welche den SPICE-R Fragebogen prä- und post-Intervention vollständig ausgefüllt haben
Zusammengenommen hat sich der SPICE-R Wert der Teilnehmenden aller IP-Lernaktivitäten signifikant von vor (M=3.96; SD=0.38) zu nach der IP-Lernaktivität verbessert (M=4.17; SD=0.46; t(540)=-13.4, p<.001), dies mit einer mittleren Effektstärke (d=0.574).
3.2.2. Intra- vs. extracurriculare IP-Lernaktivitäten
Wie in Abbildung 2 [Abb. 2] dargestellt hat die zweiseitige ANOVA mit wiederholten Messungen den positive Haupteffekt von SHAPEDs IP-Lernaktivitäten (Prä-zu-Post-Intervention) auf den SPICE-R Wert bestätigt (F(1,539)=73.527, p<.001). Gleichzeitig konnte keine signifikante Interaktion mit dem Umfeld gefunden werden (F(1,539)=0.407, p=.524), was darauf hindeutet, dass die Verbesserung bei intra- und extracurricularen Aktivitäten ähnlich war. Allerdings waren die Gesamtpunktzahlen bei den Teilnehmenden an extracurricularen Aktivitäten höher als bei denen an intracurricularen Aktivitäten (F(1,539)=27.5, p<.001).
Abbildung 2: Veränderung in der Wahrnehmung der Teilnehmenden hinsichtlich der interprofessionellen Ausbildung
3.3. Nutzen für Teilnehmende|Analyse der schriftlichen Rückmeldungen von Teilnehmenden
Die Analyse der 161 ausgefüllten qualitativen Feedback-Formulare (Rücklaufquote von ca. 35%) ergab drei Themen, die sowohl für die intra- wie auch die extracurricularen Aktivitäten ähnlich waren:
- Inhalt und Format der Aktivität (positive Aspekte und Verbesserungsvorschläge),
- IPC und Interaktivität (positive Aspekte und Verbesserungsvorschläge), und
- Wissenszuwachs.
3.3.1. Inhalt und Format der Aktivität (positive Aspekte und Verbesserungsvorschläge)
Teilnehmende fanden SHAPEDs IPE-Aktivitäten interessant und genossen insbesondere den Gamification-Aspekt des IP-Pub Quiz. Viele von ihnen würden nichts ändern und empfanden das gesamte Umfeld als motivierend. Die Patientenfälle (für die ICDs und das IP-Pub Quiz) wurden als recht realitätsnah empfunden und dank der strukturierten Skripte (ICDs) war es leicht dem Ablauf zu folgen.
Einige Teilnehmenden erwähnten jedoch, dass das IP-Pub Quiz zu lange war, während andere sagten, dass ein Teil der Aktivität ausführlicher diskutiert werden sollte. Bei den ICDs betonten einige Teilnehmende, dass sie einen schwierigeren Patientenfall bevorzugen würden, während andere darauf hinwiesen, dass einige Berufe nicht ausreichend hervorgehoben wurden und durch eine Erweiterung der Fälle stärker miteinbezogen werden könnten. Schliesslich schlugen einige Teilnehmende vor, sich eingehender mit IP-Konflikten während der Patientenversorgung zu befassen.
3.3.2. IPC und Interaktivität (positive Aspekte und Verbesserungsvorschläge)
Die meisten Teilnehmenden erwähnten, dass ihnen die Interaktion während der Aktivitäten gefallen habe, beispielsweise, dass jeder beim IP-Pub Quiz antworten konnte. Sie hatten auch das Gefühl, dass sie als Team zusammengewachsen seien um den Patienten zu helfen und empfanden den Austausch mit Mitgliedern verschiedener Gesundheitsberufe als äusserst wertvoll.
Einige Teilnehmende empfanden die Gruppen jedoch als zu gross, um eine fruchtbare IPC zu ermöglichen. Ausserdem wurden einige Fragen je nach beruflichem Hintergrund der Teammitglieder als unangemessen und schwer zu beantworten empfunden. Darüber hinaus hätten sich einige Teilnehmende noch mehr Interaktion mit den Mitgliedern ihres Teams gewünscht, beispielsweise nicht nur zur Diskussion von Fragen während des IP-Pub Quiz.
3.3.3. Wissenszuwachs
Viele Teilnehmende unterstrichen, dass sie durch SHAPEDs Aktivitäten etwas Neues über die anderen teilnehmenden Berufsgruppen lernen konnten. Sie fanden es spannend, ihr Wissen über die Aufgaben und Verantwortlichkeiten (einschliesslich Kompetenzen und Kenntnisse) anderer Gesundheitsfachkräfte und verschiedener Aspekte ihres Alltags zu erweitern.
4. Diskussion
Durch die Gründung eines Vereins von Studierenden und Berufseinsteigenden, welcher nicht an bestimmte Bildungseinrichtungen und/oder Regionen gebunden ist, gelang es SHAPED mehrere Hindernisse zu überwinden, die bislang die IPE behindert hatten. Indem sich seine Mitglieder als gleichberechtigt sehen, ungeachtet ihres beruflichen Hintergrundes, und durch echte interprofessionelle Zusammenarbeit schafft es SHAPED, eine IP-Kultur zu leben. Infolgedessen hat der Verein die Entwicklung mehrerer IP-Lernaktivitäten erreicht und diese nicht nur im extra-, sondern durch Kooperationen mit Bildungseinrichtungen auch im intracurricularen Kontext umgesetzt. Auswertungsdaten zeigen, dass diese Aktivitäten, die den Qualitätsmerkmalen und Best Practices der IPE entsprechen, den teilnehmenden Studierenden einen messbaren Nutzen bringen.
4.1. Extracurriculare IPE-Aktivitäten
Hypothese 1 wird durch die Ergebnisse dieses Projektberichts gestützt: ein Verein von Studierenden und jungen Berufstätigen wie SHAPED kann extracurriculare IPE-Aktivitäten, wie die oben aufgeführten ICDs, das Shadowing-Programm und das IP-Café, entwickeln und umsetzen. Dies wurde bereits durch andere von Studierenden initiierte Projekte [46], [47] gezeigt – jedoch wurden in der Schweiz bisher keine ähnlichen Initiativen beschrieben.
Mit extracurricularen IPE-Aktivitäten zu starten war wahrscheinlich ein Erfolgsfaktor für SHAPED. Der extracurriculare Charakter von anderen IPE-Projekten wurde als Schlüssel zum Erfolg angesehen, da er „viele der Hindernisse umgeht, mit denen die meisten IPE-Programme an Hochschulen konfrontiert sind“ [48]. So erfordert beispielsweise die Durchführung extracurricularer IPE-Aktivitäten keine grössere Umstrukturierung der professionsspezifischen Lehrpläne [49].
Darüber hinaus bot sich aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit anderer extracurricularen Aktivitäten während der COVID-19-Pandemie [50] die Gelegenheit für neue Initiativen wie SHAPED zu entstehen und Teilnehmende für sich zu gewinnen.
Dies hat wahrscheinlich dazu beigetragen, dass SHAPED den Einstieg geschafft hat und seine Ideen in Tat umsetzten konnte. Schliesslich wurde über einen vereinigenden Effekt der Pandemie auf Studierende im Gesundheitswesen berichtet [51], was durch die Tatsache gestützt werden kann, dass SHAPED während dieser Zeit gegründet wurde und die Teilnahme an extracurricularen Aktivitäten während der Pandemie höher war als danach.
4.2. Intracurriculare IPE-Aktivitäten
Auch Hypothese 2 scheint durch diesen Projektbericht validiert zu werden: ein Verein von Studierenden und jungen Berufstätigen wie SHAPED kann intracurriculare IPE-Aktivitäten wie die oben erwähnten physisch durchgeführten ICDs, die IP-Challenge und das IP-Pub Quiz entwickeln und umsetzen. Wie im Abschnitt 2.2 dargelegt, konnten durch die Befolgung von Best Practices und aufgrund des Charakters von SHAPED als unabhängiger Verein von Studierenden und jungen Berufstätigen viele IPE-Förderfaktoren genutzt und Hindernisse für die intracurriculare Umsetzung von IPE überwunden werden (fett markiert in Tabelle 1 [Tab. 1]). Wie zuvor berichtet [18], erhöhte die Entwicklung kleinerer IP-Lernaktivitäten (wie bspw. die ICDs) vermutlich die Chancen für eine Integration ins Curriculum. Dies kann jedoch nur mit Hilfe von Partnerinstitutionen erreicht werden. Durch die Umsetzung der Erkenntnisse anderer und die Einbindung wichtiger Interessengruppen [29] gelang es SHAPED nach nur zwei Jahren, seine IPE-Aktivitäten ins Curriculum von Bildungseinrichtungen zu integrieren und damit die Zahl der teilnehmenden Studierenden deutlich zu erhöhen.
Im Gegensatz zu anderen von Studierenden entwickelten und geleiteten IPE-Programmen [52], [53] entstand SHAPED nicht an einer Universität oder einer anderen Bildungseinrichtung und wurde auch nicht in Zusammenarbeit mit einer Fakultät ins Leben gerufen, sondern verfolgt einen unabhängigeren Ansatz. Dennoch zeigt dieser Projektbericht, dass es möglich ist, von Studierenden initiierte IPE-Projekte in den bestehenden Lehrplan von Studierenden im Gesundheitswesen zu integrieren.
4.3. Nutzen für Teilnehmende
Schliesslich liefert dieser Projektbericht Belege dafür, dass IPE-Aktivitäten, die von einem Studierenden- und Berufseinsteigendenverein wie SHAPED entwickelt und durchgeführt werden, einen messbaren Nutzen für die Teilnehmenden haben können, was Hypothese 3 stützt.
Die hohen Ausgangswerte der Teilnehmenden im SPICE-R Fragebogen zeigen, dass ihre Wahrnehmung von IPE bereits vor der Teilnahme an einer IPE-Aktivität positiv war. Diese positive Wahrnehmung wurde bereits zuvor mehrfach dokumentiert [54], [55] und zeigt, dass die aktuelle Generation von Studierenden im Gesundheitswesen die Notwendigkeit von IP-Ausbildung und Zusammenarbeit anerkennt. Durch die Teilnahme an den IPE-Aktivitäten von SHAPED wurden diese positiven Wahrnehmungen jedoch noch weiter verstärkt. Dies steht im Einklang mit den Ergebnissen einer kürzlich durchgeführten systematischen Literaturrecherche, die zeigte, dass „IPE sowohl bei Lernenden vor der Zulassung als auch bei Fachkräften die Einstellung gegenüber anderen Professionen und den Wert eines teamorientierten Ansatzes zur Verbesserung der Patientenergebnisse wirksam verbessert hat“ [56].
Interessanterweise zeigten die Teilnehmenden an extracurricularen Aktivitäten zwar eine allgemein positivere Einstellung gegenüber IPE, jedoch gab es keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich des Nutzens zwischen den beiden Lernumgebungen. Dies widerlegt eine mögliche Verzerrung der Resultate durch Selektion der Teilnehmenden, die darauf zurückzuführen sein könnte, dass extracurriculare Aktivitäten in erster Linie IP interessierte Teilnehmende anziehen. Tatsächlich profitiert auch die durchschnittliche Studierendenschaft von den Aktivitäten von SHAPED. Während frühere Auswertungen von studentisch entwickelten IPE-Aktivitäten Vorteile für die Studierenden zeigten [53], war ein limitierender Faktor das Fehlen eines validierten Evaluationsinstruments. Durch die Anwendung des SPICE-R Fragebogens konnte dies in diesem Projektbericht überwunden werden.
Die qualitative Auswertung ergab in beiden Settings, dass die Teilnehmenden die IPE-Aktivitäten von SHAPED nicht nur genossen, sondern auch als nützlich empfanden, insbesondere im Hinblick auf ihr Verständnis der Rollen und Verantwortlichkeiten anderer Gesundheitsprofessionen. Der partizipative Aspekt der Aktivitäten, die Gamifizierung im IP-Pub Quiz sowie das positiv wahrgenommene Lernumfeld wurden von den Teilnehmenden häufig hervorgehoben. Dies steht im Einklang mit den zuvor berichteten Vorteilen der studentischen Führung [20], [21]. Auch gab es Rückmeldungen zur weiteren Verbesserung der IPE-Aktivitäten, wie z. B. die Anpassung von Patientenfällen oder eine weitere Steigerung der Interaktivität. Aufgrund der Unabhängigkeit von SHAPED und der Flexibilität seiner Projektteams konnten viele dieser Rückmeldungen bereits umgesetzt werden, sodass den Bedürfnissen der Studierenden sofort Rechnung getragen werden konnte.
Insgesamt unterstützen die Evaluationsdaten die Verwendung der in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellten Qualitätsmerkmale und die Befolgung der Best-Practice Leitfäden bei der Entwicklung neuer IPE-Aktivitäten.
4.4. Limitationen dieses Projekts
Die Ergebnisse dieses Projektberichts müssen unter Berücksichtigung der folgenden Einschränkungen betrachtet werden. Die niedrigen geschätzten Rücklaufquoten sowohl für die quantitative als auch für die qualitative Bewertung führen zu einer möglichen Verzerrung der Resultate durch Nichtbeantwortung. Für den SPICE-R ist dies teilweise auf den Fokus auf gepaarte Datenanalysen zurückzuführen, da die individuellen Rücklaufquoten für die Vor- und Nachbefragungen separat höher ausfielen. Darüber hinaus konnten zwar kurzfristige Auswirkungen der IPE-Aktivitäten auf die Wahrnehmung der Teilnehmenden hinsichtlich IPE nachgewiesen werden, mittel- bis langfristige Auswirkungen bleiben jedoch unklar, was ein häufiger Mangel der IPE-Forschung ist [56].
Was die qualitative Bewertung angeht, so waren die Fragen so formuliert, dass sie kurze Antworten begünstigten, was zu weniger konstruktiven Rückmeldungen führte. Für zukünftige Bewertungen von IPE-Aktivitäten könnten ausführlichere Fragen zu noch tieferen Einblicken und zusätzlichen Themen führen.
Darüber hinaus führte der Einsatz mehrerer unabhängiger Projektteams innerhalb von SHAPED, die die IPE-Aktivitäten entwickelten, zur Verwendung unterschiedlicher konzeptioneller Rahmenwerke, was die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse über die verschiedenen IPE-Aktivitäten hinweg einschränkt.
Auf einer breiteren Ebene hat die Unabhängigkeit als Verein von Studierenden und jungen Berufstätigen zwar die Umsetzung dieses Projekts ermöglicht, doch die fehlende direkte Anbindung an akademische Einrichtungen schränkt die personellen und finanziellen Ressourcen von SHAPED sowie den Zugang zu Wissen und Kompetenzen in den Bereichen Bildung und Forschung ein. Infolgedessen ist die Skalierbarkeit dieses Projekts begrenzt. Darüber hinaus sind die Mitglieder von SHAPED Studierende und junge Berufstätige, die sich in ihrer Freizeit für das Projekt engagieren, was zu einer hohen Arbeitsbelastung führt. Dies erfordert wiederum eine noch höhere intrinsische Motivation zur Verbesserung der IPE, zumal die Mitglieder für ihre SHAPED-bezogene Bildungsarbeit selten akademische Anerkennung von ihren angestammten Institutionen erhalten. Darüber hinaus ist der Verein über verschiedene Regionen der Schweiz verteilt und verfügt über keine feste Geschäftsstelle, was die Rekrutierung neuer Mitglieder und die langfristige Tragfähigkeit erschwert. Durch die Pflege des Netzwerks mittels regelmässiger persönlicher Treffen in der gesamten Schweiz versucht SHAPED diesem Umstand entgegenzuwirken. Der Verein feiert derzeit sein fünfjähriges Bestehen und hat bislang den Test der Zeit bestanden.
5. Schlussfolgerung
Durch eine Initiative von IPE begeisterten Studierenden und jungen Fachkräften wurden in den letzten fünf Jahren in der Schweiz neue intra- und extracurriculare IP-Lernaktivitäten entwickelt und umgesetzt. Durch ihren erlebbaren, freude-bereitenden und realitätsnahen Charakter haben diese Aktivitäten die IPE-Wahrnehmung von Studierenden positiv beeinflusst und eine hohe Teilnehmendenzufriedenheit erzielt. SHAPED ist ein Beispiel dafür, wie studentische Führungsarbeit im Bereich von IPE-Hindernisse überwinden und IPE fördern kann. Wenn Studierende und junge Fachkräfte ihre eigenen IP-Lehr- und Lernaktivitäten entwickeln können, entstehen nicht nur neue Ideen, sondern es wird auch eine institutionsübergreifende Zusammenarbeit mit geringerem Verwaltungsaufwand ermöglicht. Damit solche Initiativen jedoch erfolgreich sind und eine breitere Studierendenschaft erreichen, sollte letztendlich eine intracurriculare Umsetzung angestrebt werden. Dafür ist die Unterstützung durch Bildungsinstitutionen (z. B. durch Anerkennung des Potentials solcher Initiativen, deren finanzielle Entschädigung und der Belohnung einer Teilnahme mit akademischen Kreditpunkten) von grösster Bedeutung.
Anmerkungen
Finanzierung
Seit Beginn war es das Ziel von SHAPED, seine Aktivitäten für Studierende im Gesundheitswesen kostenlos anzubieten. Die erforderliche Finanzierung basiert auf drei Säulen: Mitgliedsbeiträge, Sponsoring und Lehrgebühren für intracurriculare Workshops an Bildungseinrichtungen.
ORCID der Autorin
Fanny Mulder: [0009-0004-3382-242X]
Danksagung
Die Autor*innen möchten allen aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von SHAPED für ihre Zeit und ihren Einsatz danken, insbesondere (aber nicht ausschliesslich) Tatjana Betschart, Aljoscha Noël Goetschi, Astrid Julen, Alessia Romer und Leanna Schoch.
Darüber hinaus möchten die Autor*innen allen Sponsoren und Partnerinstitutionen von SHAPED für ihre kontinuierliche Unterstützung danken.
Interessenkonflikt
Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.
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