journal_logo

GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

2366-5017


Dies ist die deutsche Version des Artikels. Die englische Version finden Sie hier.
Gewusst wie
Planetare Gesundheit

[Vier „Teachable Moments“ zu „Planetary Health“ oder wie man nachhaltige Gesundheitsversorgung in hausärztliche Kurse für Medizinstudierende integrieren kann]

 Telemachos Hatziisaak 1
Olivier Pasche 2
Andreas Plate 3
Baptiste Pedrazzini 4
Luca Gabutti 5
Arabelle Rieder 6
SAFMED Teaching Group (Swiss Academy for Family Medicine)

1 Universität St. Gallen (HSG), School of Medicine, St. Gallen, Schweiz
2 Universität Fribourg, Institut für Familienmedizin, Fribourg, Schweiz
3 Universitätsspital Zürich (USZ) und Universität Zürich (UZH), Institut für Hausarztmedizin, Zürich, Schweiz
4 Universität Lausanne (UNIL), Abteilung für Familienmedizin, Universitätszentrum für Allgemeinmedizin und öffentliche Gesundheit (Unisanté), Lausanne, Schweiz
5 Universität der italienischen Schweiz (USI), Institut für Familienmedizin, Lugano, Schweiz
6 Universität Genf (UNIGE), Universitätsinstitut für Familienmedizin und Kindergesundheit, Genf, Schweiz

Zusammenfassung

Der vorliegende Artikel befasst sich mit der Integration der Themen „Planetary Health“ und „nachhaltige Gesundheitsversorgung“ in die hausärztliche Ausbildung im Rahmen des Medizinstudiums. Während die Auswirkungen von Umweltfaktoren auf die Gesundheit schon seit der Antike bekannt sind, hat die Dringlichkeit, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen auch im Gesundheitssystem zugenommen, da dieses erheblich zu den Treibhausgasemissionen beiträgt. Der Artikel zeigt praktische Möglichkeiten auf, wie in der medizinischen Ausbildung nachhaltiges Handeln in die hausärztliche Lehre einbezogen werden kann. Anhand von vier „Teachable Moments“ wird aufgezeigt, wie Medizinstudierende sich für Nachhaltigkeit engagieren können, von der Reduktion des CO2-Fußabdrucks der Praxis bis zum Weglassen unnötiger Untersuchungen und Behandlungen. Die Autoren sind sich der Herausforderungen bewusst, die der Einbezug des Themas „Planetary Health“ in ein bereits überfülltes medizinisches Curriculum mit sich bringt, und schlagen einen integrativen Ansatz vor, der die Flexibilität der Hausarztpraxis nutzt. Sie betonen die Wichtigkeit, Studierende in die Bemühungen um nachhaltige Medizin einzubeziehen, wodurch ein bidirektionales Lernen entsteht, von dem sowohl die Lehrpraxis als auch die Studierenden für ihre spätere Tätigkeit profitieren.


Schlüsselwörter

Planetary Health, nachhaltige Gesundheitsversorgung, Klimawandel, Hausarztmedizin, Medizinstudium

Einführung

Planetary Health ist in aller Munde. Auch die Schweizerische Ärztegesellschaft (FMH) befasst sich damit [1]. Doch Planetary Health ist im Grunde genommen nichts Neues. Die Sorge um die Umwelt als Gesundheitsrisikofaktor treibt die Menschheit im Allgemeinen und die Ärzteschaft im Besonderen bereits seit Hippokrates um [2].

Und spätestens seit der Industrialisierung ist jedem klar, dass die vom Menschen verursachte Umweltverschmutzung Lebewesen krank macht – man denke an Smog, Schwermetalle im Boden, Mikroplastik im Wasser oder Nuklearkatastrophen, um nur einige Beispiele zu erwähnen. In Europa hat das Umweltbewusstsein seit den 1970er Jahren im Zuge des Aufkommens von politisch aktiven, ökologischen Bewegungen in der Bevölkerung und in der Ärzteschaft sukzessive zugenommen: [https://environmentalhistory.org/20th-century/seventies-1970-79/] (abgerufen am 8. Januar 2025).

In den letzten Jahren wiederum hat sich das Bewusstsein in der wissenschaftlichen Gemeinschaft über das Ausmaß des Klimawandels und die Risiken, die der Menschheit diesbezüglich drohen, dramatisch verändert. So zeigt der 2023 veröffentlichte Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC), dass die Ziele des 2015 unterzeichneten Pariser Abkommens nicht erreicht werden können. Beunruhigend ist dabei, dass gemäss eines realistisch erscheinenden Szenarios ein Anstieg der Durchschnittstemperaturen um +4°C bis +5°C bis zum Jahr 2100 vorhersagt wird, was einer Umwandlung eines grossen Teils der terrestrischen und aquatischen Umwelt in lebensfeindliche Gebiete gleichkommt [3]. In Anbetracht des erheblichen Beitrags des Gesundheitswesens zur Gesamtproduktion von Treibhausgasen (THG) in den europäischen Ländern (etwa 5% der Gesamtmasse) müssen in diesem Sektor unbedingt Einsparmaßnahmen getroffen werden.

Die ambulante Versorgung trägt zu 18% der THG-Emissionen im Gesundheitswesen bei [4]. In einer von Nicolet et al. durchgeführten Studie, in der zehn Hausarztpraxen im Schweizer Kanton Waadt untersucht wurden, konnte festgestellt werden, dass die durchschnittliche jährliche THG-Produktion bei 30,5 CO2e-Tonnen lag, wobei mehr als die Hälfte (55,5%) der Mobilität (33,2% bezogen auf Patienten, 12,5% bezogen auf das Personal) geschuldet war. An zweiter Stelle kam das Heizssystem (29,8%) [5].

Bei den pharmazeutischen Produkten sind die größten Schadstoffe in der ambulanten Versorgung die unter Druck stehenden Dosieraerosole, bei deren Anwendung Fluoralkan-Treibmittel in die Atmosphäre abgegeben werden [6]. Die übrigen Medikamente tragen zu etwa 10-20% der Emissionen im Gesundheitswesen bei [7], was in erster Linie auf die Produktion, Verpackung und den Transport zurückzuführen ist. Dies gilt für die Gesamtheit der pharmazeutischen Unternehmen. Auf einzelne Medikamente lassen sich diese Emissionen leider nicht zurückverfolgen. Eine weitere Art, wie Medikamente zur globalen Umweltverschmutzung beitragen, ist deren unsachgemäße Entsorgung: In diesem Fall sind das Hauptproblem Antibiotika [8], die in Gewässer gelangen und diese verseuchen können.

In Anbetracht der ökologischen Belastung, die Medikamente für das Gesundheitssystem darstellen, muss nach Möglichkeiten gesucht werden, deren Verbrauch deutlich zu reduzieren [9].

Im medizinischen Alltag ist die nachhaltige Gesundheitsversorgung daher ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Dennoch ist die Forderung nach Nachhaltigkeit in einem Umfeld, das von Schnelllebigkeit, Wegwerfmentalität und einer immer anspruchsvolleren Haltung von Seiten der Patienten gekennzeichnet ist, eine echte Herausforderung. Der allgegenwärtige Konsum von (sozialen) Medien verschärft die Situation noch weiter.

Leider sind die wirtschaftlichen Anreize, umweltgerecht zu handeln, begrenzt. Es gibt zwar eine Fülle von Möglichkeiten, die mehrheitlich in den Bereich der persönlichen Bereitschaft fallen, sich konkret nachhaltig gegenüber der Umwelt zu verhalten. Das beginnt beispielsweise bei der maßvollen Verwendung von Krepppapier auf der Untersuchungsliege und endet bei der sachgerechten Entsorgung von potentiell infektiösem Material, welches das Praxispersonal gefährden könnte.

Die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) und das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) bekunden derweil ihre Bereitschaft, sich aktiv in der Ärzteschaft zugunsten einer generationenübergreifenden Sensibilisierung für die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels einzubringen und entsprechende Handlungs- und Unterstützungsmassnahmen zu ermöglichen. Dies erfordert Kampagnen auf allen Ebenen, von der Politik, den Verbänden und Organisationen über die Universitäten und Ausbildungsstätten bis hin zu den Praxen und Spitälern [10].

In Anbetracht der grossen Bedeutsamkeit nachhaltigen Handelns zugunsten unserer Umwelt sollte die hausärztliche Gemeinschaft ihren Teil dazu beitragen. Die Thematik sollte dabei bereits in der Ausbildung künftiger Ärzte behandelt werden. Aber wo sollen wir anfangen? Und wie kann das Thema „nachhaltiges, ökologisches Verhalten“ in die medizinische Grundausbildung integriert werden, ist doch das SIWF gar nicht für die universitäre Ausbildung in Humanmedizin zuständig?

Als klinische Lehrkräfte für Hausarztmedizin haben wir während der Famulaturen in unseren Praxen zahlreiche Begegnungen mit Medizinstudierenden, eine einzigartige Gelegenheit zum Wissensaustausch mit einer jungen Generation von zukünftigen Ärztinnen und Ärzten. In den folgenden Abschnitten laden wir sie ein, Sabine, eine Medizinstudentin im 4. Studienjahr, zu begleiten. Sabine kommt für zehn Halbtage in Ihre Praxis. Sie als Lehrarzt und Praxisbesitzer möchten die neuesten Leitlinien zur nachhaltigen Gesundheitsversorgung umsetzen, über die sie in einer medizinischen Fachzeitschrift gelesen haben. Sie stellen fest, dass Sabine aus eigenem Interesse und dank ihrer bisherigen vorklinischen medizinischen Ausbildung wahrscheinlich mehr über Umweltfragen weiß als sie selbst. Wie kann dieses neue Thema zu einer gegenseitigen Lernerfahrung werden?

Erster „Teachable Moment“ zu „Planetary Health“: Das FMH-Toolkit

An Sabines erstem Halbtag stellen Sie ihr Ihre anderen Kolleginnen und Ihre Medizinischen Praxisassistentinnen vor. Nachdem Sie sie willkommen geheißen und mit ihr die Lernziele des Praktikums besprochen haben, erwähnen Sie, noch bevor Sie mit den Konsultationen beginnen, das neues Projekt zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks der Praxis. Dieses stützt sich auf die von der FMH veröffentlichten Empfehlungen, das sogenannte „FMH-Toolkit“ ([https://toolkit.fmh.ch/], abgerufen am 8. Januar 2025) (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Abbildung 1: Website der Vereinigung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) mit dem Planetary Health Toolkit [https://toolkit.fmh.ch/], (abgerufen am 8. Januar 2025)

Das Praxisteam hat bereits Wege und Mittel gefunden, um Strom und Warmwasser einzusparen, den unnötigen Gebrauch von Einwegplastik zu vermeiden und die Patienten zu ermutigen, öffentliche Verkehrsmittel für ihren Arztbesuch zu benutzen. Für Hausbesuche nutzen die Ärzte sogar ein kleines Elektrofahrzeug anstelle von Autos mit Verbrennungsmotoren.

Sabine liest die Liste der vom Praxisteam bereits vorgeschlagenen Änderungen und bekundet ihr Interesse, an der nächsten geplanten Teamsitzung teilzunehmen, um den Fortschritt des Projekts zu besprechen.

Während des Praktikums stellt Sabine fest, dass es älteren Mitgliedern des Teams schwerfällt, die Empfehlung umzusetzen, wonach das systematische Ausdrucken von Dokumenten zu vermeiden sei. Das Problem liegt in der fehlenden Nutzung von noch unbekannten Funktionen der elektronischen Krankengeschichte. Sabine bietet sich an, die betroffenen Teammitglieder Schritt für Schritt anzuleiten, so dass fortan alle Dokumente über ein gesichertes Verfahren direkt aus der Krankenakte per internem Messenger und E-Mail versendet werden können. Wenn ein Dokument dennoch gedruckt werden muss, empfiehlt Sabine, dass sämtliches Kopierpapier mindestens eine der folgenden Voraussetzungen erfüllen soll: Es besteht entweder aus 70%igem oder NAPM-zertifiziertem Recyclingpapier oder aus Zellstoff aus FSC-zertifizierten, nachhaltigen Quellen.

Als sie Sabine über deren Beitrag zur Umsetzung der erwähnen Nachhaltigkeitsmassnahme ansprechen, antwortet sie ihnen, dass sie darüber erfreut sei, sich in bescheidenem Umfang an ihrem Projekt zu beteiligen, und dass sie sich ermutigt fühle, das Thema „Planetary Health“ bei künftigen Praktika anzusprechen.

Zweiter „Teachable Moment“ zu „Planetary Health“: 12 Monate/12 Aktionen

Seit Januar 2024 unterstützt die Zeitschrift Revue Médicale Suisse (RMS) eine Initiative für evidenzbasierte „grüne Rezepte“ zu zwölf Themen, die sowohl für die individuelle Gesundheit der Patienten als auch für die Umwelt von Vorteil sind ([https://www.revmed.ch/infos-patients/calendrier-12-mois-12-actions-pour-l-environnement], abgerufen am 8. Januar 2025). Jeden Monat wird eine neue Maßnahme auf der RMS-Website und als gedrucktes, mehrfarbiges Poster, welches in den Arztpraxen ausgehängt werden kann, in der Printausgabe veröffentlicht. Die Poster wurden auch in die deutsche und italienische Sprache übersetzt.

Bei der nächsten Konsultation zeigen Sie Ihrer Studentin anhand eines „Role Modellings“ [11], wie das Poster „12 Monate/12 Aktionen“ vom Mai 2024 zum Thema „Reduktion zusätzlicher Tests“ (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]) in ein Gespräch mit einer Patientin einbezogen werden kann. Diese kommt mit einer ersten Episode von Schulterschmerzen in Ihre Sprechstunde und hat Ihrer Assistentin am Telefon erklärt, dass sie den Termin brauche „für eine Überweisung zur Magnetresonanztomographie (MRT)“ brauche.

Abbildung 2: Poster aus 12 Monate /12 Aktionen (auf Französisch).
Eine Sammlung evidenzbasierter „grüner Rezepte“, die sowohl der individuellen Gesundheit von Patienten als auch der Umwelt zuträglich sind. Mehr Informationen gibt es unter: [https://www.revmed.ch/infos-patients] (abgerufen am 8. Januar 2025)

Sie erklären ihrer Studentin, dass eine Kernspintomographie in dieser Situation nicht angebracht ist, und dass sie der Patientin nach der Beurteilung erklären werden, was sie empfehlen: Sportkarenz (sie wissen, dass sie fünfmal pro Woche trainiert) und Physiotherapie plus Analgesie bei Bedarf. Sie zeigen Sabine das Poster auf der RMS-Website, wonach dreißig Prozent zusätzlicher Tests keinen Nutzen für den Patienten erbringen. Zudem gibt es Studien, die zeigen, dass in Analogie bis zu vierzig Prozent der MRT-Untersuchungen des Kniegelenks keinen Einfluss auf die Behandlung haben.

Als klinische Lehrkraft geben sie Sabine vor der Konsultation Anweisungen, um sicherzustellen, dass sie in ihrer Beobachterrolle aktiv bleibt. Insbesondere soll sie auf Ihre Kommunikationsfähigkeiten achten. Sie bitten Sabine, anschließend darüber zu berichten, wie sie die Patientin anhand der vorliegenden Informationen über die Vorteile des Weglassens unnötiger Untersuchungen für Gesundheit und Umwelt informieren.

Die Konsultation verläuft nach Plan, und die Patientin ist erleichtert zu hören, dass sie nun doch kein MRT benötigt. Sabine lobt am Ende des Gesprächs die Patientin und dankt ihr dafür, dass sie mit ihrer Entscheidung dazu beigetragen hat, unnötige medizinische Untersuchungen zu vermeiden und damit Ressourcen zu schonen.

Nach der Konsultation geht aus dem Feedback hervor, dass Sabine aufgefallen ist, wie klar und bestimmt sie der Patientin erklären konnten, dass ihre Schulterbeschwerden dank Schonung, Physiotherapie und bedarfsgerechter Analgesie bessern würden. Sie hebt hervor, wie es ihr patientenzentrierte Ansatz mit „shared decisionmaking“ der Patientin ermöglichte, Überdiagnostizierung zu vermeiden und gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck klein zu halten.

Schließlich meint Sabine, dass ihr nicht bewusst gewesen sei, dass Hausärzte, die eine langfristige Beziehung zu Patienten haben, in den täglichen Gesprächen mit ihren Patienten einen bedeutenden Einfluss auf die Nutzung medizinischer und umweltrelevanter Ressourcen haben.

Dritter „Teachable Moment“ zu „Planetary Health“: Smarte Medizin

Bei der Nachbesprechung einer Konsultation mit einer älteren Patientin verweist Sabine auf die Smarter Medicine-Leitlinie, die bei älteren Patienten im Primärpräventionssetting von Cholesterinbestimmungen und Behandlungen von Dyslipidämie abrät. Nachdem Sie den medizinischen Hintergrund dieser Empfehlung erörtert haben, fragen Sie Sabine, ob ihr weitere positive Aspekte der Empfehlung einfallen.

Die Kampagnen „Smarter Medicine“ oder „Choosing Wisely“ sind bekannte Initiativen, die auf eine optimale klinische Versorgung abzielen und die Wichtigkeit zur Zurückhaltung beim Einsatz medizinischer Tests und Behandlungen betonen („weniger ist mehr“). Diese Kampagnen zielen darauf ab, dem übermäßigen Einsatz medizinischer Tests und Behandlungen entgegenzuwirken, die den Patienten potentiell schaden und keinen zusätzlichen Nutzen bieten [12]. Sabine entgegnet zu Recht, dass die Überbeanspruchung des Gesundheitswesens ein Haupttreiber für die Gesundheitskosten ist und viele Ressourcen erfordert [13]. Anhand der älteren Patientin erklären sie Sabine, welche Auswirkungen die Empfehlung auf Planetary Health haben kann. Die Bestimmung des Lipidstatus ist mit direkten medizinischen Kosten und einem hohen Ressourcenverbrauch verbunden. Im Falle einer unangemessenen Therapie fallen weitere Kosten an, z. B. für Folgekonsultationen, und es werden Medikamente verbraucht, die hergestellt, verpackt und transportiert werden müssen. Darüber hinaus kann das Auftreten von unerwünschten Wirkungen, wie z. B. Muskelbeschwerden, weitere diagnostische Verfahren und therapeutische Massnahmen bedingen, die wiederum Kosten verursachen und einen immer grösseren ökologischen Fußabdruck hinterlassen (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]).

Abbildung 3: Website zur Smarter-Medicine-Kampagne [https://www.smartermedicine.ch/de/angebot/kampagne] (abgerufen am 8. Januar 2025)

Sabine ist beeindruckt von der Vorstellung, wie viele Medikamentenpackungen diese einzelne Patientin anhäufen würde, wenn man davon ausgeht, dass sie statistisch gesehen noch 5-10 Jahre lebt. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Packungen wahrscheinlich auf nationaler oder internationaler Ebene unnötig verbraucht würden. Schnell wird ihr klar, dass die Empfehlungen von Smarter Medicine über den unmittelbaren klinischen Fokus hinaus unweigerlich auch positive ökonomische und ökologische Auswirkungen haben. Das positive Feedback von Sabine und die Feststellung, dass sie einen neuen Blickwinkel auf das Thema der nachhaltigen medizinischen Versorgung entwickelt hat, motiviert Sie, das Bewusstsein für dieses Thema bei allen zukünftigen Studierenden zu stärken.

Vierter „Teachable Moment“ zu „Planetary Health“: Das Ecodoc Projekt

Sabine ist am Ende ihres zehn Halbtage umfassenden Praktikums in Ihrer Hausarztpraxis. Sie laden sie zum Abschied zusammen mit ihrem Team in ein Restaurant ein, um unbeschwert gemeinsam zu essen. Sabine teilt ihnen mit, dass sie die Zeit in ihrer Praxis sehr genossen hat. Sie ist trägt sich ernsthaft mit dem Gedanken, Hausärztin zu werden. Sie erzählt ihnen, wie sie sich die Hausarztpraxis ihrer Träume vorstellt. Sie würde gerne interprofessionell arbeiten, mit einem Ansatz, der sich an den Bedürfnissen der Patienten orientiert. Die Praxis müsste so gestaltet sein, dass sie den Patienten eine Vielzahl von Dienstleistungen anbieten könnte. Am wichtigsten ist ihr aber, dass die künftige Praxis so nachhaltig wie möglich arbeiten soll.

Vor ein paar Tagen sprach sie mit einer Kommilitonin, die ein Praktikum bei einem Hausarzt absolviert, der an einer Studie über die Kohlenstoffauswirkungen von Arztpraxen beteiligt ist. So erfuhr sie, dass es einen Online-Simulator für den CO2-Fußabdruck von Hausarztpraxen gibt, der konkrete Maßnahmen vorschlägt, um den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren [14]. Sie haben noch nie davon gehört und sind neugierig, dieses Tool auszuprobieren (siehe Abbildung 4 [Abb. 4]).

Abbildung 4: Der Ecodoc online Carbon Footprint Simulator für Hausärztinnen und Hausärzte [https://www.eco-doc.ch/] (abgerufen am 8. Januar 2025)

Eine durchschnittliche Hausarztpraxis emittiert etwa 30 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr. Es hat sich gezeigt, dass mehr als 70% der CO2-Emissionen von Praxen auf nicht-klinische Aktivitäten wie den Pendelverkehr von Personal und Patienten, den Energieverbrauch in Gebäuden, die Abfallbewirtschaftung usw. entfallen [15].

Das Ecodoc-Projekt ([https://www.eco-doc.ch/], abgerufen am 8. Januar 2025) wurde entwickelt, um Ärztinnen und Ärzten ein Instrument in die Hand zu geben, mit dem sie den CO2-Fußabdruck ihrer Praxis unkompliziert bestimmen können. Sie müssen lediglich die allgemeinen Merkmale der Praxis (Anzahl der Mitarbeitenden, medizinische Fachrichtung, Art des Gebäudes usw.), den Energie- und Warmwasserverbrauch, die Mobilität des Personals, die Mobilität der Patienten, die Vergabe von geschäftlichen Aufträgen und die Verbrauchsmaterialien eingeben.

Sobald alle Daten vorhanden sind, wird der Kohlendioxid-Fußabdruck abgeschätzt. Die Praxis kann ihre Ergebnisse mit denen einer durchschnittlichen Praxis vergleichen. Eine spezielle Registerkarte enthält eine Liste mit einer Auswahl möglicher Maßnahmen zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen. Diese Maßnahmen lassen sich, abgestuft nach ihrem effektiven Potenzial, im spezifischen Kontext der jeweiligen Praxis anwenden.

Am folgenden Wochenende beschließen sie, den Carbon Footprint Simulator auszuprobieren. Sie erfahren, dass sie ihren CO2-Fußabdruck um 8% verringern können, indem Sie Ihre Raumtemperatur um 1 Grad Celsius senken. Mehrere andere Maßnahmen scheinen in Ihrer Praxis leicht umsetzbar zu sein. Sie schreiben Sabine eine E-Mail, um sich für den Tipp zu bedanken, und freuen sich darauf, das Tool künftigen Studierenden in ihrer Praxis vorzustellen.

Schlussfolgerungen

In diesem Artikel zeigen wir einige praktische Möglichkeiten auf, wie man innerhalb des Medizinstudiums und aus der Perspektive der Hausarztmedizin Planetary Health und nachhaltige Gesundheitsversorgung lehren kann.

Das Thema ist noch sehr jung und teilweise konzeptionell unausgereift, um ein selbständiges, definiertes Curriculum innerhalb des Medizinstudiums darzustellen. Dem Prinzip des „constructive Alignment“ entsprechend müsste Planetary Health im Studium nicht nur diskutiert, sondern auch gelehrt werden. Die Inhalte müssten umgesetzt und im Rahmen von Assessments geprüft werden. Die Aussagen des British Medical Schools Council aus dem Jahr 2022 zur Lehre von nachhaltiger Gesundheitsversorgung sind zwar auch in diesem Sinne formuliert, bleiben aber sehr allgemein und beziehen sich im Wesentlichen auf den reinen Wissensaspekt der medizinischen Ausbildung [16].

Realistischerweise müssen wir feststellen, dass weder Planetary Health zu den Kernkompetenzen angehender Ärzte gehört noch die meisten lehrenden Hausärzte über grosses Fachwissen in nachhaltiger Gesundheitsversorgung verfügen. Hinzu kommt, dass die Medizin-Curricula bereits überfüllt sind. Dies bedeutet, dass für jede Stunde Unterricht in Planetary Health und nachhaltiger Gesundheitsversorgung eine Stunde klinischer Unterricht entfallen müsste, was sowohl aus Sicht der Programmplanung als auch aus Sicht der Studierenden problematisch erscheint. Eine Möglichkeit besteht darin, Planetary Health und nachhaltige Gesundheitsversorgung als Wahlfach zu unterrichten, was jedoch nicht allen Studierenden zugute kommen würde. Eine weitere Möglichkeit wäre, das Thema extrakurrikular anzubieten, was aber aus verschiedenen Gründen im universitären Setting nicht besonders beliebt ist. Unser Ansatz ist daher ein integrativer.

Wir möchten die Integration von Planetary Health und nachhaltiger Gesundheitsversorgung in die hausärztlichen Curricula, die in den klinischen Semestern stattfinden, fördern. Zu diesem Zweck zeigen wir in vier Möglichkeiten auf, wie dies in Lehrpraxen mit Hilfe bestehender Lehrmaterialien und Checklisten geschehen könnte. Wir denken, dass Hausarztpraxen, die über klare Eigentums- und Führungsstrukturen verfügen, dieses ökonomisch und ökologisch sinnvolle Querschnittsthema flexibel und ohne großen Mehraufwand für die Lehrärzte umsetzen können. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass die Studierenden mit ihrer jugendlichen Offenheit und Neugier sowie ihrem bereits vorhandenen Mittelschul- und Vorklinik-Wissen in Umweltschutz und Ökologie in der Lage sind, Arbeitsabläufe und Infrastruktur von Hausarztpraxen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit kritisch zu hinterfragen und zu kommentieren. Dadurch wird ein Prozess des bidirektionalen Lernens in Gang gesetzt, der sowohl in einer Veränderung des Verständnisses, als auch des Verhaltens münden kann, und dies sowohl bei der Lehrpraxis als auch bei den Studierenden. Diese Sichtweise wird auch in der Konsensuserklärung der Association for Medical Education in Europe (AMEE) „Planetary Health and Education for Sustainable Health Care“ [17] hervorgehoben.

Ein solcher Prozess ist einerseits klar von Vorteil für die Lehrpraxis. Andererseits kann er einen Faktor darstellen, der bei den Studierenden das Interesse weckt, selbst Hausarzt zu werden und damit später das Thema selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Aber Vorsicht ist in dieser Einschätzung angezeigt. Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass wohlhabende Menschen aus wohlhabenden Ländern dazu neigen, ihren persönlichen CO2-Fußabdruck massiv zu unterschätzen [18]. Der Ausspruch „Tue Gutes und rede darüber!“ ist, wenn er sich bloss auf Teilaspekte von Planetary Health und nachhaltiger Gesundheitsversorgung bezieht, keineswegs ausreichend, um echte Nachhaltigkeit in der medizinischen Praxis zu belegen. Wir müssen uns vor „Virtue Signaling“ hüten!

Vor diesem Hintergrund sollte es umso motivierender sein, sich der Herausforderungen, die Planetary Health und nachhaltige Gesundheitsversorgung implizieren, bewusst zu werden. Wir müssen unser persönliches Handeln selbstkritisch hinterfragen und nach konkreten Lösungen suchen, die praktikabel und umsetzbar sind, um den Erfordernissen von echter Nachhaltigkeit im Kontext unseres Berufsbildes auch in Zukunft gerecht zu werden und gleichzeitig die Patientensicherheit zu gewährleisten. Und schliesslich dürfen wir nicht vergessen, dass Armut eines der größten Risiken für eine beeinträchtigte Gesundheit ist. Über die gesamte Lebensspanne hinweg haben arme Leute ein erhöhtes Risiko für psychische und somatische Erkrankungen, eine höhere Sterblichkeit, sowie eine geringere Lebenserwartung [19], [20]. Diese beiden, die Gesundheit des Menschen kompromittierenden Phänomene (Umweltverschmutzung und Armut) sind ineinander verwoben und müssen von uns Hausärztinnen und Hausärzten nicht nur in unserer täglichen Arbeit mit den Patienten, sondern auch in unserer Tätigkeit als medizinische Lehrer mit unserer Studierenden im Unterricht thematisiert werden.

ORCIDs der Autor*innen

Danksagung

Die Autoren bedanken sich bei Dr. Moa Haller vom Berner Institut für Hausarztmedizin für ihren Beitrag zur Entstehung des Artikels.

Interessenkonflikt

Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

[1] Quinto CB. Was hat die Umwelt mit dem Gesundheitswesen zu tun? Schweiz Ärztez. 2023;104(39):26-27.
[2] Jones WH, editor. Hippocrates. De aere aquis et locis. Zugänglich unter/available from: http://data.perseus.org/citations/urn:cts:greekLit:tlg0627.tlg002.perseus-eng2:1
[3] Core Writing Team, Lee H, Romero J. Summary for Policymakers. In: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. IPCC, Geneva, Switzerland. 2023. p.1-34. DOI: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647.001
[4] Pichler PP, Jaccard IS, Weisz U, Weisz H. International comparison of health care carbon footprints. Environ Res Letter. 2019;14(6):064004. DOI: 10.1088/1748-9326/ab19e1
[5] Nicolet J, Mueller Y, Paruta P, Boucher J, Senn N. What is the carbon footprint of primary care practices? A retrospective life-cycle analysis in Switzerland. Environ Health. 2022;21(1):3. DOI: 10.1186/s12940-021-00814-y
[6] Wilkinson AJ, Braggins R, Steinbach I, Smith J. Costs of switching to low global warming potential inhalers. An economic and carbon footprint analysis of NHS prescription data in England. BMJ Open. 2019;9(10):e028763. DOI: 10.1136/bmjopen-2018-028763
[7] Eckelman MJ, Sherman JD, MacNeill AJ. Life cycle environmental emissions and health damages from the Canadian healthcare system: An economic-environmental-epidemiological analysis. PLoS Med. 2018;15(7):e1002623. DOI: 10.1371/journal.pmed.1002623
[8] Larsson DG, Flach CF. Antibiotic resistance in the environment. Nat Rev Microbiol. 2022 ;20(5):257-269. DOI: 10.1038/s41579-021-00649-x
[9] Romanello M, Walawender M, Hsu SC, Moskeland A, Palmeiro-Silva Y, Scamman D, Ali Z, Ameli N, Angelova D, Ayeb-Karlsson S, Basart S, Beagley J, Beggs PJ, Blanco-Villafuerte L, Cai W, Callaghan M, Campbell-Lendrum D, Chambers JD, Chicmana-Zapata V, Chu L, Cross TJ, van Daalen KR, Dalin C, Dasandi N, Dasgupta S, Davies M, Dubrow R, Eckelman MJ, Ford JD, Freyberg C, Gasparyan O, Gordon-Strachan G, Grubb M, Gunther SH, Hamilton I, Hang Y, Hänninen R, Hartinger S, He K, Heidecke J, Hess JJ, Jamart L, Jankin S, Jatkar H, Jay O, Kelman I, Kennard H, Kiesewetter G, Kinney P, Kniveton D, Kouznetsov R, Lampard P, Lee JKI, Lemke B, Li B, Liu Y, Liu Z, Llabrés-Brustenga A, Lott M, Lowe R, Martinez-Urtaza J, Maslin M, MacAllister L, McMichael C, Mi Z, Milner J, Minor K, Minx J, Mohajeri N, Momen NC, Moradi-Lakeh M, MOrrisey K, Munzert S, Murray KA, Obradovich N, O’Hare MB, Oliveira C, Oreszczyn T, Otto M, Owfi F, Pearman OL, Pega F, Perishing AJ, Pinho-Gomes AC, Ponmattam J, Rabbaniha M, Rickman J, Robinson E, Rocklöv J, Rojas-Rueda D, Salas RN, Semenza JC, Sherman JD, Suhmake-Guillemot J, Singh P, Sjödin H, Slater J, Sofiev M, Sorensen C, Springmann M, Stalhandske Z, Stowell JD, Tabatabaei M, Taylor J, Tong D, Tonne C, Treskova M, Trinanes JA, Uppstu A, Wagner F, Warnecke L, Whitcombe H, Xian P, Zavaleta-Cortijo C, Zhang C, Zhang R, Zhang S, Zhang Y, Zhu Q, Gong P, Montgomery H, Costello A. The 2024 report of the Lancet Countdown on health and climate change: facing record-breaking threats from delayed action. Lancet. 2024;404(10465):1847-1896. DOI: 10.1016/S0140-6736(24)01822-1
[10] Rieser R, Weil B, Jenni N, Brodmann Maeder M. Initiative for the implementation of planetary health in postgraduate medical training and continuing medical education in Switzerland. GMS J Med Educ. 2023;40(3):Doc26. DOI: 10.3205/zma001608
[11] Passi V, Johnson S, Peile E, Wright S, Hafferty F, Johnson N. Doctor role modelling in medical education: BEME Guide No. 27. Med Teach. 2013;35(9):e1422-e1436. DOI: 10.3109/0142159X.2013.806982
[12] Levinson W, Kallewaard M, Bhatia RS, Wolfson D, Shortt S, Kerr EA. Choosing Wisely International Working Group. 'Choosing Wisely': a growing international campaign. BMJ Qual Saf. 2015;24(2):167-174. DOI: 10.1136/bmjqs-2014-003821
[13] Emanuel EJ, Fuchs VR. The perfect storm of overutilization. JAMA. 2008;299(23):2789-2791. DOI: 10.1001/jama.299.23.2789
[14] Vujica J, Schwarz J, Voirin N, Boucher J, Michel S, Mueller Y, Senn N. Un simulateur d’empreinte CO2 en ligne pour réduire les émissions des cabinets. Rev Med Suisse. 2024;20(866):603-606. DOI: 10.53738/REVMED.2024.20.866.603
[15] Tennison I, Roschnik S, Ashby B, Boyd R, Hamilton I, Oreszczyn T, Owen A, Romanello M, Ruyssevelt P, Sherman JD, Smith AZ, Steele K, Watts N, Eckelman MJ. Health care's response to climate change: a carbon footprint assessment of the NHS in England. Lancet Planet Health. 2021;5(2):e84-e92. DOI: 10.1016/S2542-5196(20)30271-0
[16] Tun S, Martin T. Education for Sustainable Healthcare - A curriculum for the UK. London: Medical Schools Coucil; 2022.
[17] Shaw E, Walpole S, McLean M, Alvarez-Nieto C, Barna S, Bazin K, Behrens G, Chase H, Duane B, El Omrani O, Elf M, Faerron Guzmán CA, Falceto de Barros E, Gibbs TJ, Groome J, Hackett F, Harden J, Hothersall EJ, Hourihane M, Huss NM, Ikiugu M, Joury E, Leedham-Green K, MacKenzie-Shalders K, Madden DL, McKimm J, Schwerdtle PN, Peters S, Redvers N, Sheffield P, Singleton J, Tun SY, Wollard R. AMEE Consensus Statement: Planetary health and education for sustainable healthcare. Med Teach. 2022;43(3):272-286. DOI: 10.1080/0142159X.2020.1860207
[18] Nielsen KS, Bauer JM, Debnath R, Emogor CA, Geiger SM, Ghai S, Gwozdz W, Hahnel UJ. Underestimation of personal carbon footprint inequality in four diverse countries. Nat Clim Chang. 2024;14(11):1136-1143. DOI: 10.1038/s41558-024-02130-y
[19] Braveman PA, Cubbin C, Egerter S, Williams DR, Pamuk E. Socioeconomic disparities in health in the United States: what the patterns tell us. Am J Public Health. 2010;100(Suppl 1):S186-S196. DOI: 10.2105/AJPH.2009.166082
[20] Mode NA, Evans MK, Zonderman AB. Race, Neighborhood Economic Status, Income Inequality and Mortality. PLoS One. 2016;11(5):e0154535. DOI: 10.1371/journal.pone.0154535